Dienstag, 29. Dezember 2015

Meine Dezemberbücher

Dezember Literatur (meine):

  • Rainald Goetz, "loslabern" (2008)
  • Gustave Le Bon, "Psychologie der Massen" (1895
Nicht zu Ende geschafft:

  • John Brockmann (Hrsg.), "Worüber müssen wir nachdenken?" (2014)
  • Jonathan Franzen, "Unschuld" (2015)
  • Benham T. Said, "Islamischer Staat" (2015)
Goetz hilft, das vorige Jahrzehnt in Berlin zu verstehen, Le Bon, das vorige Jahrhundert. Mir wichtig: Dank Goetz weiß ich jetzt sicher, dass die gesponnen haben und nicht ich. Und dass ich nichts verpasst habe, wenn ich abends nicht in diesen selbstbezüglichen Ick-bin-jetzt-Berliner-Kreisen Mannheimer MBA-AbsolventInnen war.

Le Bon erklärt, warum zu viel Intelligenz in der Massengesellschaft zur Erfolglosigkeit verdammt. Die Massen lernen nicht durch Einsicht sondern durch Nachahmung. Um nachahmlich zu sein, darf man ihnen als Führer geistig nicht zu weit voraus sein. Wer unnachahmlich seiner Zeit zu weit voraus ist, dem folgt keiner. Man darf auch nichts erklären, dann verliert man seinen Nimbus (vgl. Max Frisch, Homo Faber: "Der Mann will die Frau als Rätsel um sich an seinem Unverständnis zu berauschen."). Beides hatte Schröder begriffen und das FAZ-Feuilleton bückte sich fortan, um sich an den tiefer gehängten Decken nicht den Kopf zu stoßen.

Goetz erklärt das Phänomen "24-Jährigkeit", Le Bon den Erfolg der Schröderhaftigkeit. Liest man beides zusammen, hat man Berlin in den Jahren zwischen 2001 und 2008 verstanden.

Samstag, 21. November 2015

Wann Software zur Kunst wird (meiner Meinung nach)

Kann man die Arbeit von Künstlern und Softwareentwicklern vergleichen? Die Arbeit von manschen Softwareentwicklern schon, meine ich. Produkte, die der Erbauung, dem Genuss oder Spaß dienen würde ich als künstlerisch bezeichnen. Denn sie erzeugen ähnliche Gefühle in mir wie Kunstwerke.

Am offensichtlichsten ist das, wenn der Computer sicht- oder hörbar Teil der Performance ist. Z. B. bei Musikern wie Kraftwerk oder Jean Michel Jarre. Software ermöglicht den Sound und ermöglicht die Programmierung von Sequenzen, die automatisch abgespielt werden können. Der Komponist und Performer, der sie benutzt ist ein Künstler. Der Entwickler, der ihm selbst kreierte Sounds bereitstellt auch? Ich meine, ja.

Irgendwie ist Software das Ding in der Mitte. Designer und Fotografen halten wir schon eher für Künstler, auch wenn die Objekte ihrer Kunst am Ende Gebrauchsgegenstände sind. Das liegt daran, dass wir auf gut designte Dinge positiv emotional reagieren. "Hier hat mich jemand verstanden. Hier erleichtert mir jemand das Leben, in dem er meine Gebrauchsabsicht versteht und mir entgegenkommt. Ich hätte selbst nicht sagen können wie es gestaltet werden muss. Aber jetzt, da ich es sehe, stimme ich überein." So etwas kann man über gut gestaltete Elektronikprodukte genau so sagen wie über Autos oder Küchengeräte. Aber auch Fotos und Musik.

Der Softwareentwickler wird in dem Moment zum Künstler, wo er eine Idee in ein Produkt einbringt, dessen Benutzbarkeit dadurch besser wird als vom Benutzer erwartet.

Freitag, 13. November 2015

Christian McBride Trio, "Fried Pies"

Die Woche wäre fast geschafft. Aber das sagt DIESE Woche auch über uns.. Nicht unterkriegen lassen, nicht zu viel Medien inhalieren. Sondern zum Feierabend entspannen. Das hier ist die Musik, die wir an den Abspännen amerikanischer Serien so lieben. Jazz bringt uns runter. Im positiven Sinn!



Freitag, 6. November 2015

Samstag, 31. Oktober 2015

"Doom & Gloom", Rolling Stones

"I had a dream last night that I was piloting a plane
And all the passengers were drunk and insane
I crash landed in a Louisiana swamp
Shot up a horde of zombies
But I come out on top"
Happy Halloween, Frau Fahimi will als Generalsekretärin gehen. Und als Staatssekretärin wiederauferstehen..

Mittwoch, 23. September 2015

Technische Schuldenkrise und politische Insolvenz

Mit dem 85 Mrd. Paket für Griechenland und den 1 Mio. unkontrollierten Einwanderern hatte die Regierung im Sommer den nächsten Stresstest für uns Steuerzahler begonnen. Der Stresstest wird nun an der Belastungsgrenze stattfinden. Denn seit Freitagabend haben wir ein weiteres Problem, und zwar ein richtig großes.

Nach Atomkraft und Braunkohle geht die Politik jetzt dem Dieselmotor an den Kragen. Und die Justiz ihren Verkäufern. Mag sein, dass der entstandene Schaden noch mit Nachrüstungen zu heilen sein wird. Dass man die Lebenserwartung dieser Technologie noch etwas in die Länge ziehen kann.

Aber entweder wird die Politik etwas grundlegend ändern. Oder die Industrie wird etwas grundlegend ändern (müssen).

Samstag, 19. September 2015

Methode: Neuheitsrecherche über IPC

Ideen für Erfindungsmeldungen bekomme ich selten am Schreibtisch, meistens unterwegs, wenn ich einem Problem begegne, von dem ich glaube, dass man es technisch lösen könnte. Dann stehe ich vor der Frage, ob ich eine Erfindungsmeldung schreiben und einreichen soll. Lohnt sich der Aufwand? Die Antwort mache ich immer abhängig vom Ergebnis einer Kurzrecherche im Internet. Ich recherchiere kurz (d. h. binnen ca. 15 min.), ob meine Idee neu sein kann:

Recherche der richtigen "Schublade" (IPC) in der Patentdatenbank  

Die Qualität der Trefferliste hängt dann weniger von meinen Suchworten ab. IPC steht für "International Patent Classification.

  1. Auf www.google.com/patents gebe ich ein technisches Stichwort ein. Ich will in der Trefferliste aus der am besten passenden Schrift die IPC ablesen. (Hinweis: Seien Sie vorsichtig bei der Nutzung von Google. Es könnte für Google interessant sein, wer mit welcher IP-Adresse wonach recherchiert. Deshalb nutze ich Google-Patents nur vom Privatrechner.) 
  2. Mit der recherchierten IPC recherchiere ich auf https://depatisnet.dpma.de/ipc/init.do (oder -falls vorhanden- in der Patentdatenbanksoftware des Arbeitgebers) weiter. Wie ist die IPC in die Verzeichnis eingefügt, welche Themenfelder gibt es da über- und untergeordnet? Welche IPC passt von der Beschreibung her am besten zu meiner Idee?
  3. Mit der am besten passenden IPC recherchiere ich weiter. Jetzt weiß (bzw. hoffe ich) ich, dass ich in der richtigen "Schublade" suche. Auf https://depatisnet.dpma.de/ nutze ich die Einsteigerrecherche. Ins Feld "Alle IPC-Felder" gebe ich meine recherchierte IPC ein. In der "Konfiguration der Trefferliste" kreuze ich "Titel", "Anmelder" und "Veröffentlichungsdatum" an. Die Sortierung der Trefferliste sollte auf "Veröffentlichungsdatum / Absteigend" stehen.
  4. Nach Click auf "Recherche starten" bekomme ich eine Trefferliste. Ich schaue  die Titel und Anmelder durch. Was mit meiner Idee zu tun haben könnte, öffne ich in einen neuen Browsertab, dort kann ich die Abstracts / Beschreibungen durchsehen und ein Bild bekommen, ob meine Erfindung neu sein könnte.

Diese Schnellmethode gibt keine Garantie (die gibt es im Patentwesen nicht), sie ist nicht besonders gründlich. Aber als Mitarbeiter kann ich jetzt besser entscheiden, ob sich die Mühe lohnt, eine Erfindungsmeldung zu verfassen.

Freitag, 18. September 2015

Stand der Wissenschaft


  • Bei vielem was wir tun, errechnet unser Gehirn etwas voraus, z. B. eine Erwartung. Z. B. Feedback vom Boden unter unseren Füßen, was wir sehen. Auch wenn wir sprechen, geht kurz vorher ein Gedanke voraus. Ich glaube, darin liegt der Schlüssel zum Verständnis unserer Musikalität. Wir erwarten Harmonien, Akkorde, Rhythmen, Melodien und diese werden erfüllt. Deshalb mögen wir Musik.
  • Krebszellen sind aktiv, körpereigen aber dysfunktional. Sie vermehren sich scheinbar wie Viren. Weil sie aktiv sind (wachsen, sich vermehren) gleichen sie anderen gesunden Zellen. Chemotherapie unterscheidet nicht zwischen guten und bösen aktiven Zellen. Unser Immunsystem greift Tumore nicht an, weil sie körpereigen sind. Und es gibt keine Standardmedikamente, weil Tumore individuell sind. Zu all diesen Erkenntnissen gibt es inzwischen neue Therapieansätze. Z. B. die Entblockierung unseres Immunsystems, die Markierung von Tumorzellen als körperfremd. 
  • Wie von Hoimar von Ditfurth vorhergesagt, kommen wir mit unserem Verständnis der Physik nicht weiter, weil wir mit unserem Verständnis der Chemie nicht weiterkommen. Ein Teilchen hier oder da mehr, erklärt nichts. Erklärt nicht die Eigenschaften von Kohlenstoffverbindungen, erklärt nicht, an welche Stelle genau der Übergang zur Biologie liegt. Wir brauchen eine Theorie, die Physik, Chemie und Biologie verbindet. Die Bedeutung der Chemie für das Verständnis der Welt und von Leben wird unterschätzt. Und die Bedeutung und Funktionsweise von Information auch.
  • Die Qualität der Wissenschaft nimmt ab. Und zwar seit der Einführung der "Exzellenzkriterien" und der Pseudowissenschaften an Universitäten. Bzw. dem Beschluss Universitäten überhaupt noch so zu nennen.

Montag, 29. Juni 2015

Mittwoch, 24. Juni 2015

Wie man als Product Owner neue User gewinnt..

Ihr wisst, dass man vieles erst zu schätzen weiß, wenn man es nicht mehr hat. Sigmund Freud erklärte sich das damit, dass der Mensch (bzw. alle Lebewesen) vorrangig den Unterschied sehen, und nicht das, was sie kennen. Die Fokussierung auf den Unterschied diente in der Evolution der Erkennung von Gefahren.

Wenn wir also über Werte, oder Preise, einer Sache sprechen, ist das subjektiv. Nämlich abhängig davon, ob man es hat oder nicht. Wenn man es nicht hat, ist es abhängig davon, ob wir es kriegen können. Das kennt man ja auch: Wer in der Nähe einer Sehenswürdigkeit wohnt, schiebt ihre  Besichtigung auf ewig hinaus. "Das kann ich immer noch machen." sagt man sich, bis zu dem Tag an dem man aus der Stadt wegzieht.

Auch wenn man um diese Zusammenhänge weiß, kann man sich ihnen kaum entziehen, weil sie nicht über den Kopf sondern das Gefühl funktionieren. Trauer um Verlust, oder antizipierend die Verlustangst, kann man kaum durch Nachdenken verkleinern. Sondern durch Erleben, dass es auch ohne geht, oder die Angst unbegründet war.

Man kann sich diese Effekte allerdings auch zunutze machen, wenn man von anderen etwas will. Wer jemanden etwas verkaufen will, muss es seiner Zielgruppe zeigen. Sobald sie Interesse signalisiert, muss man Hürden aufbauen. Das steigert das Interesse und regt Phantasien über das Produkt an. Der, dem wir es vorenthalten beginnt, das Produkt zu idealisieren. Es sich als Lösung für immer mehr Probleme auszumalen. Er wird es um jeden Preis bekommen wollen.

Wenn das jetzt verlockend klingt, muss ich allerdings bremsen. Es ist schwer, seine Rolle als Verkäufer so zu spielen, weil es gegen das eigene Ziel gerichtet ist, verkaufen zu wollen. Hier muss der eigene Kopf den eigenen Bauch beherrschen. Das gelingt nur durch Experimente und erste Erfolge.

Ich erlebe das seit längerem als Product Owner einer Softwarelösung. Zuerst rannte ich allen potenziellen Usern quer durch unseren Konzern hinterher. Ich machte die typischen Demotermine. Und hakte nach, wie ich das vor zehn Jahren bei IBM mal gelernt hatte: "Dran bleiben, nachhaken, anrufen, nerven." Das hat bei mir nur selten funktioniert, nämlich bei denen, die von Anfang an mitmachten. Die also schon überzeugt waren.

Bei den meisten anderen erntete ich Fragen und Einwände. Immer wieder, und es vergingen Monate. Erst als ich aufhörte nachzufragen und daran zu denken, kamen sie zu mir. Plötzlich wollten sie Testzugänge, stellten konstruktivere Fragen, schickten mir Checklisten und Anforderungswünsche.

Ich habe das mehrmals so erlebt. Diese User sahen den Unterschied zwischen meinen Nutzenversprechen und ihrer Arbeitswelt erst, als ich den Raum wieder verlassen hatte. Und dann gingen sie weiter. Sie dachten selbst nach, entwickelten eigene Szenarien. Bis sie es nicht mehr für meine Idee hielten, sondern zum Teil auch ihre eigene.

Und damit sind wir bei einem weiteren psychologischen Effekt: Der Zustimmung zu einer Idee erst dann, wenn man sie für die eigene hält. Aber davon erzähle ich beim nächsten Mal...

Totales Recycling

In einer Welt mit 100% Recycling ist jedes Produkt nur noch das momentane Release einer gestalteten Stoffkombination.

In der Biologie ist das bereits so.

Samstag, 20. Juni 2015

"Wir sind Kapitalanlagevertreter" - Erfahrungen auf einer Berliner Eigentümerversammlung

"Hier sehen Sie den Zustand Ihrer Heizungsanlage. Sieht eher aus wie eine Tropfsteinhöhle: Das Warmwasserrohr zur Unterverteilung war genau über dem Sicherungskasten für die Pumpen undicht. Es tropfte rein, Kurzschluss, Pumpenausfall und Sie hatten kein warmes Wasser.". Wir befinden uns auf einer Eigentümerversammlung von Kunden der Industria Wohnen in Berlin. Der das sagt ist  Energieberater, wir müssen beschließen, wie wir mit der maroden Heizungsanlage umgehen, die uns die Industria hinterlassen hat.

Die Vertreter der Frankfurter Immobiliengesellschaft Industria, von der wir alle vor wenigen Jahren gekauft haben, sitzen unter uns. Und schweigen. Man muss sie trotz ihrer Bedeutung für die Versammlung auffordern, sich vorzustellen, sonst würden sie wie in den vorigen Jahren einfach schweigen, siegen, gehen. Sie vertreten die Mehrheit an Stimmrechten auf unserer Versammlung.

Die Industria hat ihre Wohnungen verkauft und hat dennoch die Mehrheit auf der Eigentümerversammlung. Wohnungen verkaufen, Mängel verschweigen und nie dafür haften. Jedenfalls nicht auf Betreiben der Eigentümerversammlung. Hier sagt sie nein. Industria Wohnen (Sitz: Frankfurt Main) verkauft von einer Anlage weniger als die Hälfte aller Wohnungen an Eigennutzer. Die Mehrheit verkauft sie an Vermieter und bietet ihnen dabei als Dienstleistung die Vertretung auf der Eigentümerversammlung an. So wie eine Bank die Depotstimmrechte ihrer Anleger auf der Hauptversammlung wahrnimmt. Die Vermieter sitzen in unserem Fall quer durch Deutschland verteilt, oder außerhalb Deutschlands. Da reist man nicht gerne an und hört sich Klagen  der Bewohner über Mängel oder Wartungsversäumnisse an. Die Rendite muss stimmen. Wie gut die "Kapitalanleger" von ihrer Vertretung Industria über den Zustand ihres Anlageobjektes informiert werden, wissen wir nicht.

Die Industria ist eine Tochter der Degussa-Bank, ihr Anlagegeschäft betreibt sie zusammen mit der M. M. Warburg. Kein leichter Gegner.

Jedes Mal wenn es um die Interessen der selbstnutzenden Eigentümer geht, wirft die Industria auf der Versammlung die Mehrheit ihrer Nein-Stimmen in die Waagschale und blockiert.

Aber das ist noch nicht alles. Kurz nachdem alle Wohnungen verkauft waren stellten die neuen Anwohner Wasseransammlungen fest, wo sie nicht hingehören: Wenn es geregnet hat, strömt es vom Dach auf den Gehweg. Und zwar nicht entlang der Regenrinne. Auch in der Tiefgarage sammelt sich Wasser. Und wie gesagt, fällt öfter mal die Heizung und das Warmwasser aus.

Die Frage lautet also: Was ist die Ursache? Weitere Fragen: Wer hat sie zu verantworten? Und wusste die Industria dies beim Verkauf?

Um dies herauszufinden verkrachte sich der erste Beirat mit der Immobiliengesellschaft und der von ihr installierten Hausverwaltung. Irgendwann verlor die Hausverwaltung ob unserer Hartnäckigkeit die Nerven und dankte ab. Der neue Hausverwalter bestellte sogleich einen Anwalt, der uns hinsichtlich einer Vorgehensweise zur Ermittlung der Schäden und unserer Ansprüche bis heute berät.  Als ein Gutachter bestellt werden sollte, nannte die Industria dies "Zeitverschwendung", es gebe bei den Wassereinbrüchen nichts zu entdecken, sollte das heißen. Als das Gutachten schwere Mängel bei der Abdichtung des Gebäudes gegen die Tiefgarage feststellte, kritisierte der Anwalt, den von nun an die Industria auf jede Versammlung mitbringt, das Gutachten. Wie man das so kennt. Es müsse ein zweites Gutachten her..

Im November sprachen beide Anwälte davon, dass sie kurz vor einer Einigung seien. Gestern war wieder Versammlung und passiert war: nichts. Jedenfalls nichts Fortschrittliches. Wir drohen mit Klagen auf Nachbesserung oder Rückkauf. Die Industria lehnt ab. Sie lehnt die Schadensregulierung ab. Sie lehnt die Jahresabrechnung ab. Und sie lehnt die Entlastung des Hausverwalters ab. Und wenn sie ablehnt, lehnt die Mehrheit ab.

Und so steht unser Häuserblock, der Ende der 80er Jahre mal Vorzeigeobjekt auf der Internationalen Bauausstellung war, immer noch mit seinen Schäden da.

Das Problem mit der maroden Heizungsanlage, die uns die Industria verkauft hat, haben wir gestern so gelöst, dass wir die Energieversorgung in die Hände eines Energiedienstleisters legen wollen. So sparen wir uns die zigtausend Euro für den Abbau des Wartungsstaus.

Kaufinteressenten, die in ihrer eigenen Wohnung wohnen wollen, kann man vor der Industria Wohnen eigentlich nur warnen. Derzeit bietet sie Objekte an in: Köpenick, Charlottenburg, Zehlendorf (Link). Zeit, dass mehr Leute davon erfahren.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Was macht die Shareeconomy aus dem Verkehr?

Am anfangen teilten alle alles mit allen.
1 stellt ein Foto, postet ein Blog online, 1.000 sehen oder lesen es.

Der Schritt zu heute lag darin, die impliziten Informationen herauszuziehen, so dass daraus 1:1 oder 1:2 Beziehungen werden konnten:

Ich fahre von Berlin nach Dortmund und kann noch 2 mitnehmen. Ich fahre von Kreuzberg nach Spandau und kann entlang der Strecke Leute mitnehmen.
Ich plane Urlaub in New York, und der New Yorker Urlaub in Berlin. Verschwendung: 2 leerstehende Wohnungen und 2 belegte Hotelzimmer. Stattdessen bleiben 2 Wohnungen belegt, durch einen Switch.

Das Share economy Geschäftsmodell hebt die Potenziale impliziter Informationen, in dem User sich profilieren und matchen. Noch komfortabler wäre es, ginge das auch automatisiert.

uber beschäftigt sich damit, wer von wo nach wo will. Das war noch nie das Geschäft der Autohersteller. Wenn wir über Information als Ware nachdachten, kamen wir auf so Dinge wie Points of Interest: "Mein Auto meldet Tank-auf-Reserve in den Äther und die Tankstellen im Radius von 30km melden sich mit Angeboten."
Oder: Freie Parkplätze / Ladesäulen melden sich.

Was gibt es beim Auto noch zu sharen?

Hier ein paar Ideen:

  • Das ganze Zeug um Wartung und Ersatz.
  • Wann ich meines brauche / nicht brauche. Wer meines in meiner Nähe braucht, wenn ich es nicht brauche.
  • Autos als Besprechungszimmer, Zugang steuerbar über den Funkschlüssel.
  • Kofferraum als Paketannahme, Lastesel
  • Verkehrslage, Ampelphasen, Sperrungen, Blitzer
  • ..

Bonmot von der Tesla Hauptversammlung

Frage an den Tesla Gründer Elon Musk: "Wie kann ich Vice Chair in Ihrem Board werden?".

Seine Antwort: "Solche Rollen haben wir hier nicht."

Bonmot von der Tesla Hauptversammlung

Frage an den Tesla Gründer Elon Musk: "Wie kann ich Vice Chair in Ihrem Board werden?".

Seine Antwort: "Solche Rollen haben wir hier nicht."

Dienstag, 16. Juni 2015

Porsche siegt Dank Qualität

Porsche kam, sah und siegte. Bereits im zweiten Jahr ihrer Rückkehr gewinnen sie in der LMP1 Prototypenklasse mit Bravour. Plätze 1 und 2. Keine Ausfälle, nicht mal ein Kratzer. Dazu ein erfahrenes Fahrerteam und ein sehr junges, talentiertes mit Nico Hülkenberg. Das junge Team gewann.

Zur Technik des Porsche 919:
  • 2,0l V4-Turbo.Motor (Benzin) mit 370kW (500PS)
  • Heck-/Allradantrieb, 7-Gang
  • Hybrid: Li-Ionen, E-Maschine mit 400PS an der Vorderachse
  • Energierückgewinnung: Rekuperation (generatorisches Bremsen und Speichern) und Abgaswärmerückgewinnung
  • Leichtbau (870kg)
  • Tankvolumen 68,5l
Zur Hybrid-Technik der anderen:

  • Audi: Diesel V6 mit Schwungmassenspeicher.
  • Toyota: Benziner V8 mit Supercaps (Kondensatoren) als Speicher.
  • Nissan: Frontmotor, Frontantrieb, Elektromaschine an der Hinterachse
  • Diesen beiden Stromspeichern gemeinsam ist, dass sie anders als die Batterietechnik von Porsche nicht wärmesensitiv sind.

Hybrid ist in der LMP1-Klasse Pflicht. Im Rennen wird der Elektroantrieb natürlich nur zum Boosten, also für zusätzliches Drehmoment genutzt. Die Boostenergie wird zuvor beim letzten Bremsvorgang gewonnen und zwischengespeichert - so das Konzept.

Porsche hatte nicht nur das Qualifying "gewonnen". Sie hielten die Führung auch fast während des gesamten Rennens durch. Für das Siegerfahrzeug galt: Keine technischen Ausfälle, keine Fahrerfehler, keine Touchierungen mit anderen Fahrzeugen. Einfach perfekt. Und die Bestätigung einer alten Regel: Das erste Ziel bei 24h-Rennen und Rallyes lautet: Ankommen.



In den letzten 10 Jahren stets Audi gegen Peugeot. Meistens gewann Audi, dank seiner Dieseltechnik TDI. Audi war der "Dieselkönig". Er ist jetzt abgelöst worden vom Hybridkönig. Der Vorsprung durch Technik liegt jetzt bei Porsche. Die beiden anderen beiden Marken Toyota und Nissan liegen in der LMP1 übrigens unter "ferner liefen".



Porsche gewinnt mit Vorsprung durch Technik

Porsche kam, sah und siegte. Bereits im zweiten Jahr ihrer Rückkehr gewinnen sie in der LMP1 Prototypenklasse mit Bravour. Plätze 1 und 2. Keine Ausfälle, nicht mal ein Kratzer. Dazu ein erfahrenes Fahrerteam und ein sehr junges, talentiertes mit Nico Hülkenberg. Das junge Team gewann.

Zur Technik des Porsche 919:
  • 2,0l V4-Turbo.Motor (Benzin) mit 370kW (500PS)
  • Heck-/Allradantrieb, 7-Gang
  • Hybrid: Li-Ionen, E-Maschine mit 400PS an der Vorderachse
  • Energierückgewinnung: Rekuperation (generatorisches Bremsen und Speichern) und Abgaswärmerückgewinnung
  • Leichtbau (870kg)
  • Tankvolumen 68,5l
Zur Hybrid-Technik der anderen:

  • Audi: Diesel V6 mit Schwungmassenspeicher.
  • Toyota: Benziner V8 mit Supercaps (Kondensatoren) als Speicher.
  • Nissan: Frontmotor, Frontantrieb, Elektromaschine an der Hinterachse
  • Diesen beiden Stromspeichern gemeinsam ist, dass sie anders als die Batterietechnik von Porsche nicht wärmesensitiv sind.

Hybrid ist in der LMP1-Klasse Pflicht. Im Rennen wird der Elektroantrieb natürlich nur zum Boosten, also für zusätzliches Drehmoment genutzt. Die Boostenergie wird zuvor beim letzten Bremsvorgang gewonnen und zwischengespeichert - so das Konzept.

Porsche hatte nicht nur das Qualifying "gewonnen". Sie hielten die Führung auch fast während des gesamten Rennens durch. Für das Siegerfahrzeug galt: Keine technischen Ausfälle, keine Fahrerfehler, keine Touchierungen mit anderen Fahrzeugen. Einfach perfekt. Und die Bestätigung einer alten Regel: Das erste Ziel bei 24h-Rennen und Rallyes lautet: Ankommen.



In den letzten 10 Jahren stets Audi gegen Peugeot. Meistens gewann Audi, dank seiner Dieseltechnik TDI. Audi war der "Dieselkönig". Er ist jetzt abgelöst worden vom Hybridkönig. Der Vorsprung durch Technik liegt jetzt bei Porsche. Die beiden anderen beiden Marken Toyota und Nissan liegen in der LMP1 übrigens unter "ferner liefen".



Samstag, 13. Juni 2015

Die Autohersteller unterschätzen Uber

Worum geht es beim Eindringen der großen IT-Konzerne in den Automobilsektor? Wollen die selbst Autos bauen? Wer so fragt, weiß noch zu wenig vom IT-Geschäft.

Grenzen wir den Geschäftsbeitrag von IT doch mal ein:

Auto - Antrieb - Lenkung - Apps - Daten

"Autonomes Fahren" bedeutet die Zusammenführung der heutigen einzelnen Fahrerassistenzen, die sich auf einzelne Manöver beziehen, und der anschließenden Erweiterung zum vollständigen Fahren.

Wollen Apple und Google Autos bauen? Nein. Sie liefern unterschiedliche Komponenten der IT, vor allem aber Apps (Funktionen) und Daten.

Das Geschäftsmodell von Google sah schon immer so aus: Apps kostenlos bereitstellen, um damit Daten zu sammeln. Du kriegst die App gratis, lieferst aber die Daten in den Pool, in den alle anderen Kunden auch liefern. Google gewinnt so eine größtmögliche Datenbasis.

Apple ist kein Datensammler, sondern verkauft Geräte, Software und digitale Werke (als Händler). Apple CarPlay ist der Einstieg ins Fahrzeug, in Form einer bestmöglichen Anbindung des iPhone. Es verdrängt also die Funktionen eines eingebauten Systems durch das iPhone, nutzt vom Fahrzeug aber Bedienschalter und Displays.

Google verdient erst, wenn die Datenbasis attraktiv genug für Werbetreibende ist. Apple verdient schon beim Verkauf von Geräten und Software.

Viel mehr Sorgen als um die eigene Wertschöpfungstiefe beim verkaufbaren Infotainment sollten sich Autohersteller um den Dienstleister uber machen. Das Verständnis deutscher Manager und Politiker von uber ist: Die verdrängen das Taxigewerbe und verstoßen gegen die Paragrafen sowieso.

Das Anhalterprinzip über eine App ist für uber aber nur der Anfang. Wenn das autonome Fahren einmal richtig etabliert sein wird, braucht uber seinen Fahrerpool nicht mehr. (Politiker werden dann als Verlust beklagen, was sie heute noch behindern.) Das autonome Fahrzeug ist der ideale Mietwagen: Man muss ihn nicht abholen und nicht wegbringen. Man muss ihn an Zielorten nicht mal selbst einparken.

Der Abbau dieser Komforthürden von Mietwagen ist die Bedrohung des Geschäftsmodell Autoherstellung und Verkauf.

Freitag, 12. Juni 2015

Die Autohersteller unterschätzen uber

Worum geht es beim Eindringen der großen IT-Konzerne in den Automobilsektor? Wollen die selbst Autos bauen? Wer so fragt, weiß noch zu wenig vom IT-Geschäft.

Grenzen wir den Geschäftsbeitrag von IT doch mal ein:

Auto - Antrieb - Lenkung - Apps - Daten

"Autonomes Fahren" bedeutet die Zusammenführung der heutigen einzelnen Fahrerassistenzen, die sich auf einzelne Manöver beziehen, und der anschließenden Erweiterung zum vollständigen Fahren.

Wollen Apple und Google Autos bauen? Nein. Sie liefern unterschiedliche Komponenten der IT, vor allem aber Apps (Funktionen) und Daten.

Das Geschäftsmodell von Google sah schon immer so aus: Apps kostenlos bereitstellen, um damit Daten zu sammeln. Du kriegst die App gratis, lieferst aber die Daten in den Pool, in den alle anderen Kunden auch liefern. Google gewinnt so eine größtmögliche Datenbasis.

Apple ist kein Datensammler, sondern verkauft Geräte, Software und digitale Werke (als Händler). Apple CarPlay ist der Einstieg ins Fahrzeug, in Form einer bestmöglichen Anbindung des iPhone. Es verdrängt also die Funktionen eines eingebauten Systems durch das iPhone, nutzt vom Fahrzeug aber Bedienschalter und Displays.

Google verdient erst, wenn die Datenbasis attraktiv genug für Werbetreibende ist. Apple verdient schon beim Verkauf von Geräten und Software.

Viel mehr Sorgen als um die eigene Wertschöpfungstiefe beim verkaufbaren Infotainment sollten sich Autohersteller um den Dienstleister uber machen. Das Verständnis deutscher Manager und Politiker von uber ist: Die verdrängen das Taxigewerbe und verstoßen gegen die Paragrafen sowieso.

Das Anhalterprinzip über eine App ist für uber aber nur der Anfang. Wenn das autonome Fahren einmal richtig etabliert sein wird, braucht uber seinen Fahrerpool nicht mehr. (Politiker werden dann als Verlust beklagen, was sie heute noch behindern.) Das autonome Fahrzeug ist der ideale Mietwagen: Man muss ihn nicht abholen und nicht wegbringen. Man muss ihn an Zielorten nicht mal selbst einparken.

Der Abbau dieser Komforthürden von Mietwagen ist die Bedrohung des Geschäftsmodell Autoherstellung und Verkauf.

Donnerstag, 11. Juni 2015

Le Mans 2015 - Porsche dreht auf

Bahnt sich in Le Mans dieses Jahr eine Überraschung an? Im ersten Trainingslauf haben die Porsche Hybriden der LMP1 Prototypenklasse (Twitter) die ersten drei Plätze belegt:

Quelle: Link

In der Prototypenklasse starten seit 2014 nur noch Hybridfahrzeuge. Ihre Funktion ist die Einspeicherung der Bremsenergie ("Rekuperation") und Wiederverwendung beim Beschleunigen. Im Ergebnis spart dies Tankstopps ein oder bringt mehr Beschleunigung. Das Reglement trägt damit der Marktentwicklung Rechnung (etwas verspätet, aber immerhin..). Die Hybrid-Porsches 919 kommen mit 4-Zylinder Direkteinspritzern und je 2 Rekuperationseinheiten. Mehr verrät Porsche nicht (Link).

Interessant dennoch: Das Stichwort "4-Zylinder". Sollte Porsche in der LMP1-Klasse tatsächlich ein Sieg glücken, wäre das eine gute Vorbohrung für das spätere Marketing von 4-Zylinder Aggregaten in der Serie.

Das wäre nichts neues: Von 1976 bis 1993 gab es diese schon mal im Angebot, als Transaxle-Modelle 924, 944 und 968.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Le Mans 2015 - Porsche dreht auf

Bahnt sich in Le Mans dieses Jahr eine Überraschung an? Im ersten Trainingslauf haben die Porsche Hybriden der LMP1 Prototypenklasse (Twitter) die ersten drei Plätze belegt:

Quelle: Link

In der Prototypenklasse starten nur noch Hybridfahrzeuge. Ihre Funktion ist die Einspeicherung der Bremsenergie ("Rekuperation") und Wiederverwendung beim Beschleunigen. Im Ergebnis spart dies Tankstopps ein oder bringt mehr Beschleunigung. Die Hybrid-Porsches 919 kommen mit 4-Zylinder Direkteinspritzern und je 2 Rekuperationseinheiten. Mehr verrät Porsche nicht (Link).

Interessant dennoch: Das Stichwort "4-Zylinder". Sollte Porsche in der LMP1-Klasse tatsächlich ein Sieg glücken, wäre das eine gute Vorbohrung für das spätere Marketing von 4-Zylinder Aggregaten in der Serie.

Das wäre nichts neues: Von 1976 bis 1993 gab es diese schon mal im Angebot, als Transaxle-Modelle 924, 944 und 968.

Dienstag, 9. Juni 2015

Die "Erregermaschine" abschalten

Ich habe "Sorge dich nicht, lebe!" nie gelesen, lebe aber inzwischen nach diesem Titel. Bevor etwas Neues Einlass in mein Bewusstsein begehrt, frage ich es: Was hast du mit mir zu tun?

Und zack, werden die meisten Nachrichten und Neuigkeiten herausgefiltert. Das entlastet Prozessor und Speicher, Bewusstsein und Gedächtnis. Anderer Leute Probleme belegen bei mir keine Ressourcen mehr. Ich entlerne sogar Empathie, also die Empfindung von Schmerz, wenn ich ihn bei anderen sehe. Denn Empathie quält nur, wenn man doch nichts helfen kann.

Ich verliere an Breite und gewinne an Tiefe. Mal Jahre lang ein Projekt weiterentwickeln. Einfach am Ball bleiben und sehen, wie es wächst. Und wie ich selber wachse. Kollegen kommen und gehen, ich bleibe. Und immer wenn ich dachte, so - jetzt bin ich auf dem Höhepunkt, oder sogar über den Berg, dann kam danach ein noch größerer Hügel von dem aus ich noch mehr sah.

Ja, man klebt an alten Gewohnheiten wie tagesschau, heute journal im Fernsehen und den notorischen Webseiten mit Neuigkeiten und auch den Medien, auf denen man Austausch und Feedback bekommt. Aber es geht auch ohne. Dazu braucht es vielleicht einen Ruck, wie ihn uns die Telekom vor einigen Wochen verabreichte: Abends fiel in Kreuzberg/Mitte ein ganzer Netzbezirk aus. Wir waren nicht nur telefonisch nicht erreichbar, wir hatten auch keine Emails und kein Internet. Und sogar das Hintergrundrauschen für unser Onlinegeplapper fiel aus: das Fernsehen. Denn bei uns kommt alles über "das Netz".

Stattdessen lauschten wir vor der Terrassentür einem aufziehenden Gewitter und beobachteten die zunehmende Dunkelheit. Als wären wir im Urlaub, wo wir ja stets feststellen, ohne was man alles leben kann und wie viel stattdessen schon da ist. Gut, anfangs schalteten wir das Radio ein, weil wir annahmen, der Grund für den Ausfall sei ein Blitzeinschlag bei der Telekom. Wir lauerten also auf Nachrichten mit Bedeutung für uns. Aber stattdessen kam nur das übliche. Und deshalb schalteten wir es irgendwann auch aus. Da hörten wir nur noch, wie der Regen in Bäume und Hecken rauschte.

Mein Religionslehrer in der fünften Klasse begann seinen Unterricht immer mit den Worten "Sammelt euch." Dann mussten wir aufstehen, die Hände falten und auf die Stille warten. Heute verstehe ich, was er mit "sammeln" meinte: die verstreute Aufmerksamkeit, die überall herumspringt, nur nie bei uns selber ist.

Vertiefe dich auf dich und deine ureigenen Angelegenheiten und du wirst überrascht, wie viel Gehalt da ist. Auf der Arbeit meide ich Großraumbüros, auch das Büro, in dem mein Schreibtisch steht. Der immer wieder behauptete Vorteil des Großraumbüros es würde alle Mitarbeiter automatisch up-to-date halten stimmt nicht. Es dient vielmehr der Aufwertung geeigneter Arbeitsbedingungen (Stille, Konzentration..) zu einem Statussymbol. Ich nutze freie Besprechungsräume oder belege welche, wenn ich mit jemanden etwas besprechen muss. Ich bin mit meinem Projekt beschäftigt, mit der Suche nach leeren Räumen oder auf den Weg zu ihnen. Ich schaue nicht mehr ins Internet oder bin neugierig auf noch mehr neue Emails.

Und wenn es Konflikte gibt, bin ich heute willens und fähig, sie sofort anzusprechen und damit auszuräumen. Konflikte belegen bei mir heute deutlich weniger Ressourcen, weil ich sie konzentriert angehe.

Ich frage mich seitdem, warum ich jetzt erst darauf gekommen bin. Denn ich gewinne ungemein an Stärke, Konzentration und brauche für Arbeiten erheblich weniger Zeit. Die Erregermaschine arbeitet unablässig daran, uns von uns selbst abzulenken, und uns damit zu schwächen. Die Medien verstehen sich nicht mehr als Aufklärer, sie wollen uns nur noch erregen. Wie Nörgler, denen nicht an der Lösung von Problemen und Störungen gelegen ist, sondern an der Aufmerksamkeit, die sie von anderen auf sich lenken zwecks Bestätigung ihres Daseins.

Seitdem ich so arbeite und lebe erlebe ich immer häufiger den Flow und ein fideles Körpergefühl. Ich bin in meiner Mitte. Ich glaube, das ist es wo ich all die Jahre, als ich glaubte mich selbständig machen zu wollen, hinwollte.

Montag, 8. Juni 2015

Die Toskana ist relativ schön

"Some dreams grow old and then they just die."
Jim Kerr

1983 sah ich Folge 8 von Carl Sagan's "Unser Kosmos", die Einsteins Relativitätstheorie anhand eines Erlebnisses in der Toskana erklären wollte. Einstein radelt im Frühling durch die blühende Toskana und stößt an einer Kreuzung fast mit einem Pferdefuhrwerk zusammen. Sie kennen den Rest: Würde er sich mit Lichtgeschwindigkeit auf die Kreuzung zu bewegen, ein Beobachter sähe eine andere Gleichzeitigkeit.. (oder doch nicht? Auflösung in Minute 16.)


Aus: "Cosmos" (ab Minute 10:50 wird's romantisch)

Die Szenen waren von der Kamera so schön eingefangen, dass ich von da an unbedingt mal im Frühjahr in die Toskana wollte. Nicht, um dort mit Pferdefuhrwerken zusammenzustoßen, sondern um durch blühende Landschaften zu wandern oder zu radeln.

Nur 32 Jahre später war es so weit. 30 Lichtjahre sind ja der Mindestabstand für die sichere Beobachtung einer Supernova. Hätte ich am Strand von Scarlino also eine solche am Himmel entdeckt, hätte ich mir keine Sorgen machen müssen.


Stattdessen stießen wir aber auf ganz andere relativistische Dinge. Zum Beispiel gibt es im Europa der zwei Geschwindigkeiten auch zwei Arten von Räumen. Solche mit Mautgebühr und solche ohne. Wir haben mehr als 100 Euro für Vignette, Brennerautobahn und Autostradas ausgegeben. In Deutschland zahlten wir: nix. Man darf also seine eigene Geschwindigkeit nicht zur Lichtgeschwindigkeit addieren, aber man muss seine Mautgebühren zur eigenen Kfz-Steuer addieren. Das ist sozusagen die spezielle Relativitätstheorie der EU-Kommission.


Aber gegeben, dass wir schon dort sind. Was sehe ich da? Genau das, was auch in dem Sagan-Video zu sehen ist: Radfahrer, Pferdefuhrwerke, Landhäuser, Mohn und viele Zypressen auf Hügeln. Aber -wie so oft im Leben- als ich davor stand, war es nicht das was ich erhofft hatte.


Also trat ich einen Schritt zurück und fragte mich, was mich damals an der Fernsehsendung so fasziniert hatte, wenn nicht die Toskana an sich (oder ihr Bild). War es die Vorstellung einer Landschaft, die einen jungen Wissenschaftler inspiriert? War es Sagans Erzählung, war es Einstein?

Statt Einstein hatte ich Montaigne im Gepäck, der inspirierte mich auch. Es hatte wohl nichts mit der Toskana zu tun gehabt. War es das Wort "Toskana"? Die italienische Sprache eignet sich ja zur Anregung unserer Phantasien: Verona, Siena, Toskana - das ist reine Musik.

Oder war es die größenwahnsinnige Reflexion, ich werde später nur durch genügend schöne Landschaften radeln müssen um auf das nächste große Ding zu kommen..?

Mir ging dann auf: Es war die Übereinstimmung der Entrücktheit der Landschaft mit der des Wissenschaftlers. Wobei Entrücktheit bei mir nicht negativ besetzt ist. Ich könnte auch sagen, die zweifache Introvertiertheit war es, die mich ansprach. Nur hat sich seitdem vieles getan. Am Ende des Tages verstand ich, dass es viele Dinge gibt, bei denen unser Glück darin besteht, sie nicht getan zu haben. Denke ich darüber nach, fallen mir noch ganz andere Sachen ein, von denen ich mal glaubte, sie versäumt zu haben aber später Gelegenheit bekam, meine damalige Intuition und den Unterschied zu heute zu verstehen. Vertrauen wir auf unsere Intuition. Und entrümpeln unsere Bucketlist.



Sonntag, 7. Juni 2015

Ausfall der Erregermaschine

Ich habe "Sorge dich nicht, lebe!" nie gelesen, lebe aber inzwischen nach diesem Titel. Bevor etwas Neues Einlass in mein Bewusstsein begehrt, frage ich es: Was hast du mit mir zu tun?

Und zack, werden die meisten Nachrichten und Neuigkeiten herausgefiltert. Das entlastet Prozessor und Speicher, Bewusstsein und Gedächtnis. Anderer Leute Probleme belegen bei mir keine Ressourcen mehr. Ich entlerne sogar Empathie, also die Empfindung von Schmerz, wenn ich ihn bei anderen sehe. Denn Empathie quält nur, wenn man doch nichts helfen kann.

Ich verliere an Breite und gewinne an Tiefe. Mal Jahre lang ein Projekt weiterentwickeln. Einfach am Ball bleiben und sehen, wie es wächst. Und wie ich selber wachse. Kollegen kommen und gehen, ich bleibe. Und immer wenn ich dachte, so - jetzt bin ich auf dem Höhepunkt, oder sogar über den Berg, dann kam danach ein noch größerer Hügel von dem aus ich noch mehr sah.

Ja, man klebt an alten Gewohnheiten wie tagesschau, heute journal im Fernsehen und den notorischen Webseiten mit Neuigkeiten und auch den Medien, auf denen man Austausch und Feedback bekommt. Aber es geht auch ohne. Dazu braucht es vielleicht einen Ruck, wie ihn uns die Telekom vor einigen Wochen verabreichte: Abends fiel in Kreuzberg/Mitte ein ganzer Netzbezirk aus. Wir waren nicht nur telefonisch nicht erreichbar, wir hatten auch keine Emails und kein Internet. Und sogar das Hintergrundrauschen für unser Onlinegeplapper fiel aus: das Fernsehen. Denn bei uns kommt alles über "das Netz".

Stattdessen lauschten wir vor der Terrassentür einem aufziehenden Gewitter und beobachteten die zunehmende Dunkelheit. Als wären wir im Urlaub, wo wir ja stets feststellen, ohne was man alles leben kann und wie viel stattdessen schon da ist. Gut, anfangs schalteten wir das Radio ein, weil wir annahmen, der Grund für den Ausfall sei ein Blitzeinschlag bei der Telekom. Wir lauerten also auf Nachrichten mit Bedeutung für uns. Aber stattdessen kam nur das übliche. Und deshalb schalteten wir es irgendwann auch aus. Da hörten wir nur noch, wie der Regen in Bäume und Hecken rauschte.

Mein Religionslehrer in der fünften Klasse begann seinen Unterricht immer mit den Worten "Sammelt euch." Dann mussten wir aufstehen, die Hände falten und auf die Stille warten. Heute verstehe ich, was er mit "sammeln" meinte: die verstreute Aufmerksamkeit, die überall herumspringt, nur nie bei uns selber ist.

Vertiefe dich auf dich und deine ureigenen Angelegenheiten und du wirst überrascht, wie viel da ist. Auf der Arbeit meide ich Großraumbüros, auch das Büro, in dem mein Schreibtisch steht. Denn es reicht ein Kollege, der meint, die anderen mit seinen Wehwehchen bequatschen zu müssen. Ich nutze freie Besprechungsräume oder belege welche, wenn ich mit jemanden etwas besprechen muss. Ich bin mit meinem Projekt beschäftigt, mit der Suche von leeren Räumen oder auf den Weg zu ihnen. Ich schaue nicht mehr ins Internet oder bin neugierig auf noch mehr neue Emails.

Und wenn es Konflikte gibt, bin ich heute fähig, sie sofort anzusprechen und damit auszuräumen. Auch Konflikte belegen bei mir heute deutlich weniger Ressourcen, weil ich sie konzentriert angehe.

Ich frage mich seitdem, warum ich jetzt erst darauf gekommen bin. Denn ich gewinne ungemein an Stärke, Konzentration und brauche für Arbeiten erheblich weniger Zeit. Die Erregermaschine arbeitet unablässig daran, uns von uns selbst abzulenken, und uns damit zu schwächen. Die Medien verstehen sich nicht mehr als Aufklärer, sie wollen uns nur noch erregen. Wie Nörgler, denen nicht an der Lösung von Problemen und Störungen gelegen ist, sondern an der Aufmerksamkeit, die sie von anderen auf sich lenken zwecks Bestätigung ihres Daseins.

Seitdem ich so arbeite und lebe erlebe ich immer häufiger den Flow und ein fideles Körpergefühl. Ich bin in meiner Mitte. Ich glaube, das ist es wo ich all die Jahre, als ich glaubte mich selbständig machen zu wollen, hinwollte.

Sonntag, 31. Mai 2015

Ein Motivationsinterview für unsere Corporate Community

Ich bin auserwählt worden ;-) Für ein Motivationsinterview zum Thema Bloggen. Wieso, weshalb, warum sollte man das tun, als angestellter Informatiker oder Ingenieur? Ja, warum sollte man sich seinen Kollegen eigentlich mitteilen? Wenn die interne Unternehmenskommunikation bereits ein Intranet betreibt...