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Mittwoch, 16. August 2023

Zwei gern gehörte Experten sind zu früh verstorben

Am 03. August verstarb "langer und schwerer Krankheit" die Börsenjournalistin Katja Dofel. Sie wurde nur 52 Jahre alt. Ich erfuhr es auf dem Account ihres langjährigen Weggefährten Markus Koch. Sie gehörte zu den Journalisten, die mir Ende der 90er Jahre die Börse beigebracht haben. Ich sah sie bis vor kurzem genauso regelmäßig wie Markus Koch, Jens Korte und Anja Kohl.

Sie war eine sympathische Expertin, in meinem Alter und mir nur über die Medien vertraut. Deshalb ging mir die Nachricht von ihrem Tod nahe. Ich hatte mich einige Tage vorher mal halb bewusst gefragt, was sie eigentlich macht. Denn schon seit längerem war sie von der Bildfläche verschwunden. Und dann diese böse Nachricht.

Eine andere Todesnachricht ereilte mich gestern. Stefan Tilkov ist vorigen Donnerstag gestorben. Er war Mitinhaber einer IT-Dienstleistungsfirma (INOQ). Mir war er seit über zehn Jahren als sehr kompetente und angenehme Stimme in Heises Podcast "SoftwarearchitekTour" vertraut. Er war der erste, von dem ich fundierte Informationen über die Bedeutung von IT-Architekturen hörte und lernte. Auch er war in meinem Alter. Anders als Katja Dofel erwischte es ihn wohl mehr oder weniger aus heiterem Himmel.

Mich berührt das, weil ich beide einseitig kannte, weil sie gut waren, und weil sie in meinem Alter waren. Nichts schützt einen davor, dass es einen früh erwischt. 

Wieder einmal werde ich still. Mögen sie in Frieden ruhen.

Dienstag, 9. August 2022

Marcel Luthe, übernehmen Sie!

Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik ist irritiert: Sie ist mit der ehemaligen ARD- und RBB Intendantin so dicke, dass sie den beruflichen Hintergrund ihres Dinner

Sonntag, 22. Mai 2022

Wie Propaganda wirkt

Über einen professionellen Lügner sagen die Leute nicht, dass er ein professioneller Lügner sei. Sondern sie sagen: Der kann gar nicht lügen.

Ähnlich ist es mit professioneller PR und Werbung.


Und es gilt auch für professionelle Propaganda in Kriegszeiten. Ihr gehen auch Intellektuelle auf den Leim und lässt sie denken: "Gut, dass es das bei uns nicht gibt."


Sie benutzt den gleichen Trick wie Change Agents in Großorganisationen: Sie stellen nicht selbst Wertungen und Forderungen in den Raum, weil sie um deren Ablehnung wissen.

Sondern geben den Leuten die Informationshäppchen, aus denen sie selbst die gewünschten Schlüsse ziehen und Forderungen formulieren.


Daran musste ich gerade nach dem Hören der aktuellen Podcast Episode von Lanz & Precht denken. Ich halte von beiden nicht viel und hörte nur mal rein, weil mein Podcastprogramm es mir empfahl. Es ging um "das Böse" und handelte von: Putin. Ich hörte rein - und blieb kleben. Die beiden haben es wirklich drauf, so zu reden, dass man davon besoffen wird. Als würde man einem interessanten Thekengespräch nebenan folgen.

Beide bauen ein Bild von Putin auf, das einen erstarren lässt. "Da war am Anfang die U-Boot Katastrophe der Kursk. Wo den Männern unten im Polarmeer die Batterien ausgingen. Zuerst geht das Licht aus, dann wird es kalt und der Sauerstoff geht aus. Und oben feiert Putin eine Gartenparty. Und lehnt internationale Hilfsangebote ab." - "Ja, der Soundso hat ja neulich darauf hingewiesen, dass wir nie vergessen dürfen, dass Putin durch und durch ein Agent ist. Der hat keine Empathie mehr. Der erwartet von seinem Personal, dass es funktioniert, andernfalls ist es wertlos." - "Ja, und unsere ZDF Korrespondentin in Moskau sagt, dass man dort immer häufiger das Gerücht hört, die vermeintlich Tschetschenische Sprengstoffanschläge auf Moskauer Hochhäuser hätte der Geheimdienst selbst durchgeführt, um einen Anlass für einen Krieg zu konstruieren."


Atemlose Spannung. Irgendwann wird mir klar: Hier wird ein Monster aufgebaut. Das Monster eines Diktator den man wohl schon bald nicht mehr für einen Menschen halten soll. Und dann kommen die Beispiele aus der -richtig- Nazizeit. Wie skrupellos wir alle unter bestimmten Bedingungen werden können. Soll heißen: Es steckt in jedem von uns, und jetzt kommt es gerade bei Putin zum Vorschein.

Lanz bringt auch noch Beispiele aus dem Drohnenkrieg der USA. Wie unempathisch der Druck auf den Knopf vonstatten geht. Aber nur als Beispiel. Der aktuelle Akteur ist Putin.


Unsere Medien bauen gerade das Bild vom Bösen an sich auf, und es trägt Putins Gesicht. Vorsicht: Genau das ist Kriegspropaganda. Und man erkennt es gerade daran, dass man denkt: Gut, dass es bei uns solche nachdenklich, gebildeten Medienmacher gibt anstatt solch platter Propaganda wie in Russland.

Man muss sich beim Lesen, Hören und Schauen selbst beobachten: Was wird mir hier gerade vermittelt? Was baut sich da gerade in mir auf? Ah, der brutale Putin, der nicht nur abtrünnige Agenten vergiften lässt, sondern auch eigene Matrosen drauf gehen lässt, wenn sie versagt haben.

Ich bin weit davon, Putin in Schutz zu nehmen. Aber welchen Zweck verfolgen Medien, die solche Bilder aufbauen? Welchen anderen Zweck, als unsere Zustimmung zur Eskalation eines Krieges zu erzeugen?

Sonntag, 14. März 2021

Wie sich die CDU an Julian Reichelt rächt

Schon interessant: etwa eineinhalb Monate nach dem Julian Reichelt begann, die Bundesregierung hart für ihr Coronaversagen zu kritisieren, und zwei, drei Wochen nach dem harten Interview seines Stellvertreters Ronzheimer mit dem CDU MdEP Peter Liese ist einer früheren BILD-Angestellten (oder Praktikantin) eingefallen, dass Julian Reichelt sie belästigt habe. 

Dies zeigt, wozu Identitätspolitik erfunden worden ist. Zur Institutionalisierung von Rufmordkampagnen gegen unliebsame Konkurrenten und Kritiker. 

Peter Liese hatte in besagtem Interview ungeniert davon gesprochen, dass er wegen Reichelts Kritik an Merkel und von der Leyen bereits bei der Springer Geschäftsführung vorstellig geworden sei. (Ähnlich wie wenig später Meghan Markle beim Chef eines britischen Fernsehmoderators, der Markles Behauptungen in ihrem Interview für unglaubwürdig gehalten hatte.)

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Was ich mir als Leser von Onlinemedien wünsche

 Zu der Zeit, als ich noch täglich in den sog. Social Media meinen Senf postete, wusste ich manchmal abends nicht mehr, in welche heiße Diskussion ich morgens verwickelt war.

Tweets von vor einer Woche kamen wir uralt vor. Denn am liebsten war man Themenstarter oder zumindest Kommentierer. Wenn man von einer relevanten Sache erst später erfuhr und seinen Senf dazu postete, interessierte es meist niemanden mehr. Denn die Spotscheinwerfer waren schon weiter gezogen. Im übrigen geht es auf Social Medie nie um die Sache. Sondern um Eitelkeit. Darum, als erster eine Formulierung zu finden, die beides leistet: Vernichtende Beleidigung bei gleichzeitiger Einhaltung einer grünbürgerlichen Etikette. 

Von manchen Leuten las ich nie Statements sondern immer nur Kommentare. Diese Leute sind die repräsentativsten unserer Gesellschaft. Sie nehmen nichts selbst in die Hand ("kann ich doch nicht mit meinen Hufen"), wissen von allem wie es besser geht ("Sie wissen aber schon, dass...") und halten die "Haltung" zu einer Sache für wichtiger als die Sache selbst (so wie die Versorgungswirtschaft in der DDR).

Man kann sich täglich herum ärgern damit. Oder einfach rausgehen. Am Anfang merkt man in der Tat einen leichten Entzug. Da sind diese Impulse, zu einem neuen Thema etwas Entscheidendes zu sagen zu haben. Aber das legt sich.

Ich denke, dass kommendes Jahr noch mehr Leute so denken werden. In wenigen Jahren werden die "Social Media" keine große Rolle mehr spielen. Ein sicheres Zeichen dafür ist auch, dass selbst Vorstandsvorsitzende konservativer Konzerne jetzt ankündigen, künftig twittern zu wollen...

Ähnlich sehe ich das Thema Nachrichten und Blogs. 

Einerseits: Wer einer Sache wirklich auf den Grund gehen will, muss intensiv und zeitaufwendig recherchieren. Aussagen prüfen, Quellen anhand ihrer Aussagenqualität  bewerten. Wir lernen dabei, welchen Wert die Qualitätsmedien hatten, als sie noch Qualitätsmedien waren. Sie sparten uns eine Menge Zeit. Die politische Tendenz konnte  man zu den Zeiten aber dadurch herausbrechen, indem man einfach mal die Gegenseite las. Ich las vor 20 Jahren die  Süddeutsche und die F.A.Z. und war damit ganz gut auf dem Laufenden. Damals gab es auch noch im Bundestag klare  Lager und Denkrichtungen. Und diese spiegelten sich in den Zeitungen wieder und den politischen Magazinen der ÖR. Ich schaute Monitor, Panorama, Kennzeichen D und ZDF Magazin.

Andererseits: Bevor man Zeit in Recherchen investiert muss man entscheiden für welche Themen? Solche, die von allgemeinen Interesse sind oder für einen selbst? Klare Antwort: Als Journalist gehe ich eher nach dem Allgemeininteresse, als Privater eher nach meinem.

Allerdings entwickeln sich die Zeiten allmählich so, dass die allgemein interessanten Themen immer relevanter auch für  das  eigene Privatleben werden. Und das ist ein schlechtes Zeichen. Lockdown, Bespitzelung, Islamismus sind Themen, die früher nur in fernen Ländern relevant waren. Inzwischen habe ich sie vor meiner Haustür.

Hier entsteht also ein Bedarf nach neuen Qualitätsmedien. All die Achguts, Tichys, Ruhrbarone, Reitschusters sollten irgendwann den Sprung machen und neue Medienunternehmen gründen. Ich spende schon heute für einige Blogs. Ich wäre auch zu Abonnements bereit, wenn deren Themen noch breiter würden. Ich glaube, die Weltwoche von Ossietzky und Tucholsky war dafür ein gutes Beispiel.

Freitag, 30. Oktober 2020

Täter-Opfer-Umkehr in ÖR Wissenschaftssendungen

 Wenn Regierungsorganisationen das Monopol auf die Wahrheit beanspruchen und dann zu allen wunden Punkten zu Protokoll geben, dass sie nichts wissen, dann zieht jeder, der sich noch traut sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, den Schluss, dass die Regierung etwas zu verheimlichen hat.

Zum Beispiel, wer die Hotspots der aktuellen 2. Welle sind. Und sie verheimlichen noch mehr. Nämlich, was die Leute, die jetzt Krankheitssymptome haben, für gemeinsame Merkmale haben.

In Berlin Neukölln zum Beispiel, einem der Hotspots in Berlin, lasen wir im Spätsommer im Tagesspiegel  von Großhochzeiten und großen Trauerfeiern, die die Polizei sich nicht zu sprengen traute. Man fuhr lieber in den Park nach Charlottenburg und kontrollierte dort bürgerliche Jogger.

Vor wenigen Wochen lasen wir dann, dass sich positiv Getestete aus bestimmten Milieus weigern, ihre Kontakte zu benennen. 

All dies verdichten staatliche Sender zu der Nachricht, wir hätten ein "unkontrollierbares, diffuses Infektionsgeschehen".

Und während ich zu Hause bleibe und abends meine Podcasts abhöre lerne ich noch mehr interessante Entwicklungen über unsere Gesellschaft. Zum Beispiel in den Wissenschaftssendungen von Bayern 2 und SWR2 Wissen.

So lerne ich, dass wir in Deutschland immer mehr afrikanische Viren haben. Zu erkennen an ihren Bezeichnungen, die auf den Kongo oder Ägypten verweisen. Die Sendung handelt aber nicht davon, wie Masseneinwanderung und tropische Krankheiten in Deutschland zusammenhängen. Sondern von der Ursache, warum sich diese Viren in Deutschland überhaupt halten können. Und da lautet die Antwort, und da lautet die Täter-Opfer-Umkehr: Klimawandel! Ist menschengemacht. Halt nein, nicht von allen Menschen. Von "westlichen" Menschen. 

Und auch über das beste Gesundheitssystem der Welt, bekanntlich das deutsche, lerne ich Neuigkeiten: Der Grund, warum die Notaufnahmen in unseren Krankenhäusern überfüllt sind von Neubürgern mit Schnupfen ist der folgende: Die Hausärzte kümmern sich zu wenig darum, Türkisch und Arabisch zu lernen und den Neubürgern zu erklären, was man da vorbeugend tun kann und soll. Und die Ärzte bekommen für Beratungsgespräche ja viel zu wenig Geld von den Krankenkassen. Also bleibt den Neubürgern nichts anderes übrig, als in die Notaufnahme zu gehen.

Und da werden sie dann provoziert. Von den Notaufnahmeärzten und Pflegern nämlich. Ja. Die neubürgerlichen Patienten kommen ja nicht alleine. Es kommt immer auch ein sicherheitsbeauftragtes männliches Familienmitglied mit, das über die Gerechtigkeit im Warteraum wacht. Und da stört das Triage - Prinzip ganz empfindlich. Es besagt nämlich, dass Nierensteine vor Schnupfen behandelt werden. Und dann geht es los. So viel Provokation muss niemand auf sich sitzen lassen. Dann fliegen die Brocken.

Aber das Krankenhaus hat schon, so lerne ich in dem Podcast, längst seeskalierend reagiert: Die Wasserflaschen, die kostenlos an die Großfamilien verteilst werden, sind jetzt nicht mehr aus Glas sondern Plastik. Dann wirken sie für das beworfene Personal nicht mehr so verletzend. 

Apropos Provokation: In dem gleichen Podcast lerne ich die Grüne warum Rettungskräfte von Angehörigen in bestimmten Milieus immer öfter massiv angegriffen werden: Die Sanitäter kommunizieren einfach zu wenig einfühlsam. Ein Beispiel: Wenn der Patient in den Rettungswagen verbracht wurde und der Rest der Familie mit in den RTW will, sagt man nicht: "Draußen bleiben!" sondern: "Können Sie bitte draußen bleiben, so dass wir ungestört unsere Arbeit zum Wohle Ihres Angehörigen machen können?" 

Und auch für den Fall, dass es der Patient selbst ist, der den Notarzt angreift, haben die Deeskalationsberater einen Rat parat: "Bedenken Sie, dass es in bestimmten Gesellschaftsgruppen eine Daueranspannung gibt, die aus den alltäglichen Benachteiligungen durch die Gesellschaft entstehen. Kommunizieren sie also verständnisvoll, wenn sie den Ärmel des benachteiligten Patienten hochkrempeln um ihm eine Sprite zu setzen."

Verstanden, Bürger und Steuerzahler? Es sind die SANITÄTER, die ihre Opfer mit unsensibler Sprache provozieren. Und deshalb geht die eingeschlagene Windschutzscheibe des Rettungswagens auf uns, Bürger.

Ich muss ganz ehrlich sagen: So einen Scheiß will ich mir nicht mehr anhören. Ich habe meine Einzugsermächtigung gekündig und lasse mich jetzt immer vom Gebührenservice (!) mahnen. Dass ich für meine Verblödung auch noch Zwangsgebühren entrichten soll, geht mir ganz gewaltig gegen den Strich. 

Quellen:

BR2 IQ Wissenschaft und Technik

SWR2 Wissen


Mittwoch, 19. August 2020

Gefilmter Kapitalismus

Zitate aus dem Film "Zeit der Kannibalen", einem Kammerspiel mit drei Unternehmensberatern in afrikanischen Hotelzimmern. Der Film wurde 2013 oder 2014 gedreht. In einer Zeit also, als wir im Westen noch von Marktwirtschaft und Meinungsfreiheit geprägt waren. 

Die drei Berater verbringen ihr Leben eigentlich nur in Hotelzimmern. Hier wird telefoniert, Präsentationen gezeigt, Kundengespräche geführt und es wird mit der Zentrale über Video konferiert.

Ursprünglich war der Film wohl als Persiflage auf das tlw. absurde Leben und Selbstverständnis von Managementberatern a la Mc Kinsey gedacht. Wie sie weltfremd, ohne die beratenen Unternehmen oder Institutionen auch nur mal betreten zu haben, über den Schicksale mitentscheiden.

Inzwischen lese ich den Film aber auch als Archiv für Marktwirtschaft. Denn trotz allem gab es hier einen Konsens darüber, dass Unternehmen profitabel sein müssen, dass Märkte Chancen sind und dass man mit Dschihadisten kurzen Prozess zu machen hat. Und so entsteht der folgende Dialog. Beraterin Bianca März (gespielt von Katharine Schüttler) schaut aus dem Fenster, sieht bürgerkriegsähnliche Szenen. 

Ihr Kollege Frank Böllers bezeichnet die eindeutig zu hörenden Gewehr- und MG-Salven:

"Das ist der Sound des Dschihad."

März fragt ihn:

"Und Du glaubst, der Kapitalismus kann die Welt retten?" - 

"Nein, der Kapitalismus soll diese Welt (des Terrors) zerstören!"

So einen Satz würde heute kein ARD oder ZDF Einkäufer mehr genehmigen. Die Gefahr einer Zustimmung des Publikums zu Frank Öllers Sicht wäre zu groß. Diese Sicht gilt heute als "rechts".

Zuvor hatte Bianca März an der Hotelbar zu Protokoll gegeben, allerdings mehr als Toast:

"Keiner hat mehr Spaß am Kapitalismus, außer den Chinesen."

Heute könnte man ergänzen: .. und Donald Trump. Und genau deshalb würde diese Steilvorlage vom Zensor gestrichen werden.

Geradezu philosophisch auch das folgende Zitat. Es geht um die Frage ob es von Vor- oder Nachteil ist, wenn die Globalisierung, nicht zuletzt durch die Standardvorlagen von Beratern, die Welt in ihrem Ablauf und ihrer Funktionalität vereinheitlicht. Kai Niederländer, der Dritte im Bunde sagt dazu:

"Das ist der große globale funktionale Konsens. In der durch Standardisierung und Automatisierung gewonnen Zeit kann man darüber nachdenken, wie man es noch besser machen kann."

So ein Satz würde heute nicht von der Zensur gestrichen werden müssen. Denn so ein Satz würde einem heutigen, konformen Drehbuchautor schon gar nicht mehr einfallen. Effizienz, Wirtschaftlichkeit, Gestaltung sind heute keine Kriterien mehr, in denen unsere Gesellschaften über sich selbst nachdenken.

Ich entdecke an diesem Film, den man in der Megathek von arte (oder war es 3sat?) findet, wie über manche Dinge meine Meinung dadurch geändert habe, dass sich die Welt um mich herum verändert hat. Ich neige dazu, zum Mainstream die Gegenposition einzunehmen. 

Mittwoch, 5. August 2020

Berichterstattung über Corona im Zeitverlauf

Da Bundeswirtschaftsminister Altmaier gerade einen Sündenbock für die größte Rezession aller Zeiten sucht und da auf die außerparlamentarische Opposition gekommen ist. Und da im Staatsfernsehen bereits Einschränkungen der Grundrechte diskutiert werden, obwohl das unnötig ist, hier mal die Abfolge der Nachrichten bzgl. Mundschutz, um zu zeigen, wie willkürlich die Regierung ihre Macht inzwischen hier handhabt:

30.01.2020
"Wie ein Virus alle Vernunft zerstört - Das Corona-Virus hat Deutschland erreicht. Bisher verläuft die Krankheit bei den Infizierten harmlos. Bei Verschwörungstheoretikern und Populisten steigt die Fieberkurve hingegen steil an."
Quelle: BR Fernsehen (Link)

31.01.2020
"Viren-Gefahr: Mundschutz-Verbot am Flughafen Düsseldorf": Bundespolizei verbietet am 28.01.2020 einer Mitarbeiterin der Sicherheitsfirma Kötter das Tragen eines Mundschutzes und suspendiert sie, weil dies die Flugpassagiere verunsichere.
Quelle: NRZ (Link)

"Kötter-Mitarbeiter dürfen Mundschutz tragen": Weitere Fälle von Suspendierungen werden bekannt (Verdi). Kötter selbst weist das zurück. Am 31.1. wurde das Verbot aufgehoben.
Quelle: BILD (Link)

27.02.2020
"Korinna Hennig
Wir haben gestern darüber gesprochen: Sie haben gesagt, Reisewarnungen innerhalb von Europa ma- chen gar keinen Sinn. Wie ist es bei Ihnen persönlich? Würden Sie jetzt nach Italien reisen?
Christian Drosten
Ja, also, ich würde natürlich nach Italien reisen. Ich glaube nicht, dass die Infektionsdichte so hoch ist, dass man sich rein zufällig schnell infiziert. "
NDR Coronaupdate (Link)

28.02.2020
"Ruhig Blut - Weder werden wir uns alle anstecken, noch wird das Coronavirus uns alle niederstrecken. Selbst wenn 60 bis 70 Prozent aller Menschen irgendwann mit dem Erreger in Kontakt kämen, wäre das für die große Mehrheit kein Problem. Die Krankheit Covid-19 verläuft in den allermeisten Fällen mild. Deshalb ist auch jetzt noch genau das gefragt, was Gesundheitsminister Jens Spahn als wachsame Gelassenheit bezeichnete. ... Tatsache ist aber auch, dass Deutschland ein reiches und gut ausgestattetes Land ist. Lebensmittel sind nicht knapp, Hamsterkäufe überflüssig."
Quelle: BR (Link)

10.03.2020
"RKI warnt vor Italien-Reisen - Das Robert Koch-Institut (RKI) hat ganz Italien zu einem Risikogebiet erklärt. Für Deutschland stuft es in der Risikobewertung die Gefahr als "mäßig" ein. Es gebe aber auch in Deutschland besonders gefährdete Gebiete, vor allem den nordrhein-westfälischen Landkreis Heinsberg."
Quelle: Tagesschau (Link)

12.03.2020
"Keine Panik - Zeit gewinnen, die Ausbreitung verlangsamen - wir stemmen uns gegen das Coronavirus und versuchen dabei nicht in Panik zu geraten. Währenddessen hat US-Präsident Trump einen Schuldigen für die Krise gefunden: Es sind die Europäer mit ihrem "ausländischen Virus".
Quelle: BR Fernsehen (Link)

14.03.2020
"Corona-Krise - Regierung warnt vor Falschmeldungen. Die Bundesregierung warnt im Zuge der Corona-Krise vor Falschnachrichten und Hamsterkäufen. "Achtung Fake news", twitterte Gesundheitsminister Jens Spahn. Es sei falsch, dass "bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens" angekündigt würden. Spahn bat die Mitbürger mitzuhelfen, dass keine Falschnachrichten weiterverbreitet würden.
Quelle: ZDF (Link)

31.03.2020
"Bundesregierung gegen Maskenpflicht - Gesundheitsminister Spahn strebt zunächst keine generelle Maskenpflicht in Deutschland an. Vielmehr sollen Beschäftigte in medizinischen Berufen besser mit Ausrüstung versorgt werden. Experten streiten über den Nutzen einfacher Stoffmasken."
Quelle: Tagesschau (Link)

02.04.2020
"Auch RKI empfiehlt nun allen eine Maske - Das Robert Koch-Institut (RKI) hat seine Einschätzung für das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nun auch offiziell geändert. Auf den Internetseiten mit den Corona-Empfehlungen des RKI heißt es nun, eine solche einfache Schutzmaske könne das Risiko verringern, "eine andere Person durch Husten, Niesen oder Sprechen anzustecken"."
Quelle: Tagesschau (Link)

03.04.2020
"Maskenmangel in deutschen Arztpraxen - Niedergelassenene Ärzte in Deutschland brauchen dringend Atemschutzmasken. Mehr als 150 Millionen haben sie bestellt. Auch Schutzkleidung ist im Kampf gegen Corona Mangelware."
Quelle: Tagesschau (Link)
...

02.08.2020
"Kritik an Corona-Demo: "Zynisch und verantwortungslos" - In Berlin wollten Tausende von Corona-Leugnern das "Ende der Pandemie" ausrufen. Am Tag danach ist klar: Die Politiker wollen an der Corona-Strategie festhalten."
Quelle: Tagesschau (Link)

Ich habe mich hier auf die Themen Schutzmasken und Reisewarnungen begrenzt um zu zeigen, wie die Institutionen und ihre Figuren ihre Meinungen und Entscheidungen geändert haben:

  • Risikoeinschätzung des Virus allgemein: Für die Staatsmedien waren zuerst die Warner vor dem Virus die Deppen und Verschwörungstheoretiker, heute sind es die "Corona-Leugner"
  • Schutzmasken: Vom Verbot (wegen Panikmache) zur eingeschränkten Empfehlung (solange es Versorgungsengpässe gab) hin zur Pflicht für alle.
  • Reisewarnung Italien: Von "gar kein Problem" hin zur offiziellen Reisewarnung für ganz Italien.

Es ist deshalb nicht legitim, Kritik an der Politik zu diffamieren. Polemik von Staatsmedien gegen Oppositionelle sind ein Symptom für schwindende Meinungsfreiheit. Um so unverständlicher, dass gerade Moderatoren und Sprecher von ARD und ZDF chinesische und russische Medien immer als "Staatsmedien" kennzeichnen. So als mache das einen Unterschied zu ihnen.




Montag, 8. Juni 2020

Vom Niedergang des Wirtschaftsjournalismus

Was ist bloß aus unserem Wirtschaftsjournalismus geworden? Früher (vor 10 oder 20 Jahren) ging es in Wirtschaftszeitungen und Radiosendungen um Innovationen, Wachstum, Arbeitsplätze, Börse, Steuern. Man war neugierig, was sich gerade entwickelte, wie sich große Erfindungen und Entdeckungen in Produkte, Dienstleistungen, Medikamente, Therapieansätze umsetzten. Man wollte wissen und konnte erfahren, welche Unternehmen die Nasen vorne hatten und welche nicht.

Kurzum: Wirtschaft war spannend und eröffnete Phantasien auch für die eigene berufliche Zukunft.

Und heute? Wenn ich die Rubrik "Wirtschaft" in DLF oder RBB Inforadio höre geht es fast täglich nur um öffentliche Dienste und Sozialleistungen und "Benachteiligte". Wenn es ausnahmsweise mal um Amazon, Google oder Apple geht, dann nur negativ. Um neue Steuern, Datenschutzängste, Zerschlagungsfantasien. Interviews mit Datenschutzbeauftragten, Technikfolgenabschätzern, "ThinkTank"-Vertretern usw. Wenn es mal um deutsche oder europäische Technologieprojekte geht, dann immer häufiger um staatliche Megaprojekte. Dann höre ich keinen Venture Kapitalist oder Gründer sprechen, sondern Peter Altmaier, der mir die europäische Cloud erklärt.

Und wenn es um Finanzen geht, dann nur noch um die Billionenprogramme von EZB und IWF. Um neue Schulden und monetäre Staatsfinanzierung.

Wenn man echte Kompetenzen sprechen hören will, muss man mittlerweile auf private Podcasts ausweichen. Hans-Werner Sinn, Markus Koch, Dirk Müller und wie sie alle heißen, sind in den Medien präsent. Aber eben nicht mehr in den etablierten (nein: überholten) Medien.

Aber die Unternehmen selbst berichten von sich immer mehr Sozialgedöns von sich. Apple fing damit an, mittlerweile ist es auch im DAX en vogue, über neue Corporate Social Responsibility zu berichten. Frauen- und Minderheitenquoten werden diskutiert, neue Verhaltensrichtlinien verkündet, neue Bürokratien geschaffen. Für die Mitarbeiter werden die Flure und Räume vermint, Schnüre gespannt, auf dass einer drüber stolpere. Denn man plant (aber kommuniziert nicht) längst Abbauprogramme für Mitarbeiter. Und wie praktisch ist es da, wenn sich besonders ältere Mitarbeiter schwer tun mit den neuen Sozial- und Ökoknigges...

Ausgenommen von Sanktionen sind natürlich die Vorstände selbst. Egal ob sie ein Verfahren wegen Marktmanipulation am Hals haben oder (vermeintlich) rassistische Werbevideos twittern: Die Aktionäre hauen sie raus und nehmen sie in Schutz. Mal ist es die "Fürsorgepflicht" der Aktionäre für ihre Vorstände, mal war es der Vorstand selbst gar nicht, weil sein Twitteraccount "professionell gemanagt" wird..

Es sarbeiten und prechen in punkto Wirtschaftsjournalismus inzwischen also auf beiden Seiten Leute, denen es weniger im Unternehmergeist als um zweckgebundene politische Korrektheit geht. Wer sich über Impulse informieren will, SpaceX, Genscheren, VR usw. der muss auf englischsprachige Medien ausweichen. Im Moment noch englischsprachige. In Zukunft vielleicht auch Mandarin und Koreanisch.

Montag, 11. Mai 2020

Wir können Oppositionelle nicht jedesmal als VTler oder "Rechte" abtun

Nach Euro- und Flüchtlingskrise ist Corona die dritte Krise, in der Regierung und Medien alle abweichend Denkenden pauschal als Verschwörungstheoretiker, -leugner oder "Rechte" titulieren.

Als würden die Etiketten bereits parat liegen kommt die Kritik an Oppositionellen inzwischen schon bevor sich diese geregt hat.

Ich halte diese Form von außenpolitischer Opposition für eine Reaktion auf fehlende -oder unterrepräsentierte- Opposition im Bundestag. Seit einer gefühlten Ewigkeit werden wir von einer großen Koalition regiert. Diese verargumentiert ihre Politik nicht mehr sondern begründet sie moralisch oder wissenschaftlich. Damit kommen Kleriker und Professoren ins Spiel, die sich auf Quellen und Instanzen berufen, die ein normal gebildeter Bürger nicht so ohne weiteres prüfen oder kritisch hinterfragen kann. Bürger sollen einfach glauben.

Wer dem nicht folgt, weil er das Selbstbild des aufgeklärten Bürgers verinnerlicht hat, muss sich jetzt selbst auf den Weg machen. Muss recherchieren, lernen, Kontexte herstellen, Quellenketten verfolgen. Denn die Zeitungen und Onlinemedien, die er früher gelesen hat, haben ihre frühere Funktion und Qualität eingebüßt. Kann sein, dass das mit der Kostenloskultur einherging. Jedenfalls findet man dort, was früher ein Spektrum war wie der Bundestag heute nur noch Regierungsmainstream.

Und deshalb entstehen am Ende neue Medienschaffende, Blogger und auch neue Bewegungen und manchmal Parteien. Die füllen die Lücke, die die alten Institutionen hinterlassen haben.

Jetzt müssten Journalisten, Chefredakteure und ihre Gesellschafter eigentlich aufwachen und erkennen, dass es einen Markt gibt, der derzeit nicht gut bedient wird. Doch sie wählen dein bequemsten und umsmartesten Weg, wider für Ruhe zu sorgen: Sie diffamieren die außerparlamentarische Opposition.

Wir Bürger dürfen uns nicht mehr ins Bockshorn jagen lassen. Wir müssen es aushalten, von Nachplapperern in simple Schubladen gepackt zu werden. Aber wen kümmert es eigentlich, was Halbgebildete, die jede Einlassung mit mehr als zwei Wenn-Dann-Sätzen für eine VT halten, über einen denken?

Ich kriege inzwischen mit, dass sehr viele über die Regierung kritisch denken, dass sie die Lockdowns in Frage stellen bzw. bessere Argumente hören wollen. Sie wollen selbst zu einer Erkenntnis kommen anstatt blind Pfarrern und Regierungsberatern aus dem Wissenschaftsapparat glauben zu sollen.

Hier und da sehe und höre ich manchmal neuerdings auch Lichtblicke. Der WDR Presseclub gestern war so ein Beispiel. Hier gaben sich die Protagonisten ordentlich Kontra. Robin Alexander nahm die Position des kritischen Bürgers ein und wies die regierungskonformen Teilnehmer darauf hin, dass nicht er begründen müsse, warum er seine Freiheit zurück wolle sondern die Regierung, warum sie ihm diese weiter vorenthalten wolle. Diese Runde gestern war fast schon pluralistisch.

Montag, 27. April 2020

Grimmepreis Kampagne für Drosten und gegen Kekule

Die Nominierungen sind abgeschlossen, jetzt läuft das Voting für den Grimme Online Award (Link).

Und siehe da, da läuft eine Rezensionswelle bei "Podcasts" von Apple. Drosten wird mit allen Mitteln hochgelobt, Kekule wird diffamiert.

Dabei wäre es genau umgekehrt verdient: Professor Kekule ist ein Virologe der ganz wunderbar vermitteln kann, was jetzt gerade wichtig ist und welche Schlüsse man aus den verfügbaren Daten und den Erfahrungen ziehen kann. Er spricht klar, kurz und verständlich - so wie es Wolf Schneider immer gelehrt hat.

Drosten hingegen spricht nur in Schachtelsätzen, umständlich, bedingend, sich einschränkend, redundant und sich alle paar Wochen selbst widersprechend.

Drosten ist der Eitle, der uneitel tut. Bei Kekule ist es umgekehrt.

Hier eine Sammlung von Podcast Rezensionen. Zuerst die Abwertungen der Drosten Jünger beim Kekule Kompass:








Und jetzt die Drosten Lobhudeleien. Die Dichte der Rezensionen hat in den letzten Tagen (der Nominierung und des laufenden Votings) stark zugenommen:










Interessant übrigens am Rande, dass Drosten ja vor einigen Wochen in seinem Podcast abgestritten hatte, noch als Regierungsberater tätig zu sein. 

Freitag, 7. Dezember 2012

Ab in die Cloud?

In der IT-Welt ist das Cloudcomputing das nächste große Ding. User gehen mit verschiedenen Geräten ins Netz (LAN, Internet) und immer häufiger drahtlos. Warum also nicht eine IT-Umgebung aufbauen, die das unterstützt?

Das anschaulichste Beispiel für Privatanwender bietet Apple: Du kannst auf dem iPad unterwegs weitersurfen, wo Du mit dem Rechner aufgehört hast. Ebenso kannst Du den Song weiterhören, wenn Du das Gerät wechselst.

Auch in Unternehmen kann man so einen Dienst gebrauchen, weil wir hier im Übergang vom Notebook zu Tablets und Smartphones sind und derzeit beides benutzen. Ich will z.B. im Zug hauptsächlich weg-lesen, wovon ich im Büro abgehalten wurde. Da brauche ich keine 2,5kg Eisenkugel, sondern etwas, was in die Manteltasche passt. Aber es soll den aktuellen Stand aller Dokumente haben, ohne dass ich dafür Knöpfe drücken und warten muss.

Die Cloud bringt aber auch jede Menge Risiken mit sich. Unternehmen wissen das und zögern, ihre Unternehmensdaten in eine Cloud zu verlagern, die "bequem und zuvorkommend" zugänglich ist.

Privatanwender und Kulturschaffende sollte sich auch Gedanken machen. Wer seine Bücher, Fotos oder Musik- und Videosammlung nicht mehr lokal halten sondern bei Bedarf aus der Cloud beziehen will, verändert Welten. Seine eigene und unsere:

Eigene Welt:
  • Schon beim klassischen iTunes, von dem man Songs und Bücher auf den Rechner herunterkopiert, fungiert Apple als Zensor - nennt es aber euphemistisch: "Kurator". In der Papierwelt und im bisherigen Internet les ich die Zeitungen, die ich will. Bei Apple, nur was der "Kurator" für unbedenklich hält. Nun haben Unternehmen selten besondere kulturelle oder religlöse Interessen, aber sie wollen auch keinen Ärger und sie kommen mit dem Mainstreamgeschmack allein auch gut zurecht.
  • Was Du auf dem Rechner hast, kann Dir keiner mehr wegnehmen. Streamen kannst Du aber nur solange, wie Dein "Kurator" Deinen Medienkonsum für unbedenklich hält...
  • Wenn Du leihst statt kaufst, läuft im Hintergrund oft ein Zähler und irgendwann hast Du Dein Kontingent aus dem Kleingedruckten erschöpft.
Unsere Welt:
  • In der alten Welt werden Kulturgüter in weltweit verteilten Kopien vorgehalten und verfügbar gemacht. Ein "Kurator" allein kann ein Werk nicht aus der Welt schaffen. Doch inzwischen gibt es manche Kunstwerke nur auf dem Rechner des Künstlers und dem Server des Cloudbetreibers. Das Kulturgut im öffentlichen Bewusstsein hängt am guten Willen eines Anbieters. Wir haben es versäumt, Archive zu schaffen. 
  • Weil wir keine Archive geschaffen haben, ist schon jetzt das Aussehen des Web 1.0 kaum noch im Bewusstsein: Die Websites der New Economy, viele Foren und Umgebungen - alles weg.
Wer ein "kuratiertes" Programm will, hat heute Radio und Fernsehen. Da ist klar, wer bestimmt und filtert. Sollen wir aber das Web zum gleichen Modell umbauen, nur weil es bequem ist?

Das Zeitungssterben zeigt, wie schwer es Medienanbieter haben, im Internet auf eigene Faust zu bestehen. Sie sind auf Gönner angewiesen, wie z.B. die FTD, die aber mit dem heutigen Tag die Geduld ihres Verlages erschöpft hat. 

Es ist ein bisschen wie mit der "Kuratierung" unserer täglichen Einkäufe. Es gibt immer weniger Läden, die Unikate sind und auf eigene Faust bestehen. Dafür immer mehr "Kuratoren", die Arkaden und Citygalerien betreiben und irgendwie über die Auswahl bestimmen, die wir darin haben. Mit der Zeit ist das weltweit uniform zum unbedenklichen, aber langweiligen Standardprogramm geworden.

Das will ich nicht auch für Medien. Auch wenn das Geld kostet und unkomfortabler ist.

Dienstag, 19. April 2011

"Plagiate finden ist soo einfach."

Interview mit Professorin Weber-Wulff im Dradio: Wie findet man Plagiate im Netz?

Antwort: Nichts einfacher als das: Fünf Wörter aus einem bedeutenden Satz bei Google eingeben. Google durchsucht auch veröffentlichte Bücher, soweit bereits digitalisiert.

Nur fünf Wörter? Ja, weil keine zwei Menschen einen gleichen Gedanken identisch formulieren würden, ist es so einfach, Plagiate zu finden.

Interessant in dem Interview ist auch die etwas ahnunglose Sicht der Redakteurin, die jetzt eine Kultur der Verdächtigungen im Wissenschafts- und Politikbetrieb befürchtet. Antwort von Frau Professorin: Organisiertes Misstrauen gehöre zum Wissenschaftsbetrieb. Jede Arbeit müsse gegen geprüft werden. Nicht nur auf Plagiate, sondern auf ihren Wahrheitsgehalt und die Deutung ihrer Befunde. Und im übrigen: Wozu brauchen Politiker und Angestellte einen Doktortitel, wenn sie an Forschung und Wahrheit nicht interessiert seien? Sie sollten das den Wissenschaftlern überlassen.

Naja, es kann ja nicht jeder Doktor an seiner Uni bleiben. In Forschung und Entwicklung der Industrie braucht man auch Spezialisten.

Übrigens flog vor kurzem ein Doktor der Universität Dortmund auf, weil seine frühere Diplomandin ihre Arbeit in seiner Dissertation unverändert wiedergefunden hatte.

Dann werde ich jetzt auch mal Google anwerfen.. In der Zwischenzeit empfehle ich Ihnen die Website von Prof. Weber-Wulff. Und um den Appetit anzuregen, hier ein Häppchen:

Eine scherzhafte Definition nach Wilson Mizner:

Aus einem Buch abschreiben = Plagiat;
aus zwei Büchern abschreiben = Essay;
aus drei = Kompilation;
aus vier = Dissertation.

Heute mag man ergänzen: aus der Wikipedia = Hausarbeit.

Quelle: Plagiats Portal

Mittwoch, 2. Februar 2011

#Egypt: German Käseglocken-TV vs. Al Jazeera

Geht's Ihnen auch so? Von den meisten Artikeln kommerzieller Medien im Internet lese ich nur noch die Überschrift und den ersten Satz. Dann springe ich runter zu den Leserkommentaren. Da steht das eigentlich Originelle. Denn der Textkörper des langen Artikels entspringt meist einer vorgefertigten Pressemitteilung.

Und die Zeitungen unterscheiden sich sehr in der Ausrichtung und Qualität ihrer Leserkommentare. Das hängt auch davon ab, ob die Kommentare "moderiert" werden. Bei der WAZ/DerWesten gab es z.B. bis vor kurzem gar kein Blatt vor dem Mund. Bei der ZEIT tummeln sich die Fachgelehrten. Bei der WELT die Verschwörungstheoretiker. Bei der BUNTEN die Gesellschaftsanalysten.

Und bei der FAZ tummeln sich: die Westerwelle- und Merkelhasser. Nicht etwa Linke und Extremisten in einem unfriendly takeover. Sondern bürgerliche FAZ-Leser, die mit Schwarzgelb fertig haben. EURO Rettungsschirme, HRE-Rettungsschirme, die Verkomplizierung von Reisekostenabrechnungen durch unterschiedliche Steuersätze, die fehlende persönliche Eignung Westerwelles und der Opportunismus von Merkel und Guttenberg haben sie alle vergrätzt. Das qualitativ interessante an Wut und Empörung sind ihre Ehrlichkeit.

Man ist entsetzt, dass Merkel, die doch den Mauerfall selbst erlebt hat (aber wie empfunden..?) gegenüber anderen freiheitsliebenden Völkern eine opportunistische Politik fährt. Von Westerwelle verstehen währenddessen immer mehr, dass er keine Reisewarnungen ausspricht sondern von Reisen "abrät", weil das seiner Reisebüroklientel viel Geld spart. Von beiden hören wir keine Freude über den Sturz langjähriger Despoten. Ganz Europa bleibt lieber stumm. So, als könne morgen von Wikileaks aufgedeckt werden, warum wir diese Typen jahrzehntelang unterstützt haben? Warum es offiziell Terrorfahndungen nach den Mördern von Lockerbie gab, aber die britische Regierung Gaddafis Leuten Ratschläge gab, wie man den angeblich krebskranken, lebenslang einsitzenden Terroristen freibekommt. Für ein Fass voll Öl. Was, so fragt man sich, gäbe es über Kohl, Genscher und ihre Nachfolger aufzudecken? Hier wäre mal Gelegenheit für ehrgeizige Journalisten, ein bisschen nachzuharken. (So wie die Ruhrbarone im Ruhrpott. Sowas fehlt uns hier übrigens in dem sumpfigen Berlin.)


Aber von den Journalisten bin ich enttäuscht.

Übrigens genauso wie von den Programmdirektoren unserer Fernsehsender. Was die sich am vergangenen Wochenende an hartnäckiger Ignoranz gegenüber den Entwicklungen im nahen Osten geleistet haben, das ging auf keine Kuhhaut. Das galt für die üppig subventionierten Sender und Zusatzsender von ARD und ZDF genauso wie für die sogenannten Nachrichtensender n-tv und n24. Die brachten den ganzen Tag ihre geplanten Konserven über U-Boote im 2. Weltkrieg usw.. Wenn wir draußen Schneefall haben, bekommen wir vier Brennpunkte parallel. Wenn sich die arabische Welt revolutioniert, kriegen wir nichts davon mit. Käseglocken-TV

Wenn es medial so schlimm ist, hilft nur noch Twitter. Da findet man schnell Alternativen wie z.B. Al Jazeera GB. Die berichten live aus Ägypten. Wer gegen die jetzt spontan den Verdacht hegt, womöglich politisch eingefäbt oder gar gesteuert zu sein, dem geht es wie George W. Bush, der beim Einmarsch in den nahen Osten Al Jazeeras Sendestation in Basra bombardieren ließ. Damals ging das Gerücht, es gebe einen Search&Destroy-Befehl gegen alles was mit "Al" anfängt.

Die Kommentatore von Al Jazeera nehmen alles auseinander. Für politisch Interessierte lohnt es sich wirklich, mal durch die Blogs zu stöbern: Link. Ziemlich beeindruckt hat mich z.B. dieser hier, der die Statements des US-Außenministeriums zu den Entwicklungen in Rumänien 1989, Iran und Ägypten verglichen hat: Link

Einen medialen Höhepunkt habe ich heute leider verpasst: Die EU-Außenbeauftrage hat heute vor dem EU-Parlament über Tunesien und Ägypten gesprochen. Danach wurde sie telefonisch -anscheinend ungewohnt hartnäckig- zu ihrer Haltung gegenüber der ägyptischen Freiheitsbewegung interviewt. Als die Frage kam, was die EU tun könnte, falls Mubarrak ihren Aufruf zur Mäßigung nicht befolge, brach die Telefonverbindung ab..


Aber auch CNN hatte einen Livestream zumindest im Web geschaltet. Die Amerikaner, so ausgebrannt sie im Moment auch wirken, wenn es um die Freiheit geht, dann wollen sie wohl live dabei sein. Genau wie wir Deutsche.

Heute, am Mittwoch, hat die ARD einen Brennpunkt angekündigt. Auslöser ist wohl dass das Hochhaus, in dem ihr Korrespondent einquartiert war, heute in Brand gesteckt wurde. Ist also eher eine Selbstmitleidgeschichte. Vielleicht wird die GEZ-finanzierte ARD auch noch einen Spendenaufruf bringen. Mal sehen.