Posts mit dem Label Innovationen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Innovationen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 9. Februar 2020

In Misdroy

Wenn Du als Berliner oder Brandenburger mal wieder Freiheit atmen willst, dann fahre rüber nach Polen. Mag Dir die Sprache auch fremd sein, die Straßenbilder, die Speisekarten, das Glockengeläut, die spielenden Kinder auf den Straßen und am Strand werden Dir bekannt vorkommen - und erinnern Dich wehmütig daran, dass es in Deutschland auch mal so war.


Innere Workshops

Im Februar oder zu Ostern sind wir schon früher zu Kurzurlauben und "inneren Workshops" aufgebrochen. Statt guten Vorsätzen zu Neujahr schreiben wir lieber ein paar Flipcharts voll. So waren wir schon im Tessin, auf Mallorca, auf Rügen und im Spreewald.

Mal ging es um's Selbständigmachen, mal um Projektideen. Mal um private Vorhaben. So entstanden ein Patentinfoservice, die Suche und Kauf eines Porsche Youngtimer und einer Datsche. Man gibt sich selbst neuen Schwung, aber das klappt nur, wenn man rausfährt. 
Hat man sich Freitagnachmittags erstmal aus dem rotgrünen Verkehrschaos erst mal rausgewühlt auf die A11 und hat die Abfahrt "Bernau bei Berlin" hinter sich, kann man Gas geben Richtung Stettin.

Der Sendersuchlauf ergibt nur Schwachsinn. "Ich mach et Radio an und paar Minuten später wieder aus, denn da kommt außer Peinlichkeiten wirklich gar kein Ton heraus." sangen die Linken vor 40 Jahren. Heute sitzen sie in den Sendern und versorgen uns mit Staatsfunk. (Wussten Sie eigentlich - da wir gerade an Wandlitz vorbeigefahren sind, dass die Berichte über die Bonzensiedlungen weit übertrieben waren? Und dass es nicht mehr "Bonzen" heißt, sondern "Eliten"? Das hat der DLF herausgefunden: Hier.)

Nee und was Merkel da diese Woche betrieben hat, war auch kein Putsch. Steht ja schließlich in unserem Grundgesetz, dass eine Ministerpräsidentwahl erst dann gültig wird, wenn die Frau Bundeskanzlerin ihre Zustimmung gegeben hat. Auch obliegt es ihr, Staatssekretäre zu entlassen, die dem frisch gewählten MP gratuliert hatten und sich nicht -wie Doro Bär- in den Staub warfen, als die Bundeskanzlerin ihren Daumen über den MP senkte. Wo kämen wir hin, wenn hier jeder machen würde, was er will? Merkel will, dass das Kabinett aus Ex-SEDlern weiterregiert, und nicht so ein dahergelaufener FDP-MP.

Als wir Freitagabend über die Grenze Richtung Stettin fuhren, überkam uns kurz ein Gefühl von "geschafft". Oder genauer gesagt: Das Bewusstsein, die Ahnung, dass so einmal kommen könnte. 

Übrigens, Merkel: Beliebt ist sie hier nicht gerade, wie man an mehreren Ecken zu lesen bekam (ich meine die Schreibschrift am oberen Ende):


Unser Hotel liegt am Strand von Misdroy. Misdroy liegt auf einer Insel, da die Oder an ihrem Ende ein bisschen "ausfranst" und ein Haff bildet. Bekannter ist vermutlich das westlich gelegene Swinemünde.



In Polen macht man nicht so ein Gewese um Autos und Parkplätze. Man fährt mit dem Auto vor's Hotel und kann sogar direkt davor parken, wenn noch Platz ist. Ansonsten gibt es Sammelparkplätze. In den Restaurants gibt es noch Handfestes. Veganer mit Milchbärten haben wir hier nicht gesehen. Auch keine herumlungernden Goldstücke. Es gibt sie hier schlicht nicht. Dass wir im ganzen Ort auch keine Polizei gesehen haben, könnte damit zusammenhängen, dass offene Präsenz hier nicht so nötig ist.

Der Anblick altvertrauter, aber verloren gegangener Sitten, und das Gefühl von Sicherheit befreit den Geist und lüftet das Gemüt. 

Zurück zu Vinyl - aber warum?

Abends an der Bar, die erste Idee: Wir hatten neulich einen neu angeschafften Plattenspieler mit unserem BOSE Lautsprecher verbunden. Seitdem können wir wieder Schallplatten hören. Da der Plattenspieler aber mehr ein Retrogerät ist, und das ganze mehr eine Gagidee für einen Geburtstag war, ist der Sound nicht so doll. Aber zum ersten Mal dachte ich länger darüber nach, warum Leute wieder angefangen haben, Vinyl zu kaufen. Die Frage brachte ich neulich auch zu einem Ex-Kollegen. Zusammen mit der Frage, ob man Cinchyausgänge (für Lautsprecher) einfach so auf den AUX-Eingang eines BOSE-Lautsprechers legen kann. Und was eigentlich dahinter steckt.

Kurz und gut: Am Ende ist es das freie "Austoben" der Oberschwingungen, die uns den Vinyl Klang so angenehmer als etwas Digitalisiertes machen. (Ich wollte hier ursprünglich ein anderes Wort verwenden, aber die Rechtschreibkorrektur "korrigiert" es hartnäckig zu "Gesammeltes"..). Während die CD den Dynamikbereich erweiterte, schnitt sie aber durch ihre begrenzte Abtastrate das Frequenzband oben ab. Auch wenn man sagt: "im unhörbaren Bereich", würde ich mich gerne heute noch einmal selbst davon überzeugen. Aber jedenfalls ist durch den Übergang zu MP3, verbunden mit dem Senden via Bluetooth ganz sicher noch mehr verloren gegangen. Ich dachte also, dass wir zurück müssen zu Vinyl. Aber halte ohne den Dynamikverlust damaliger 33 U/min. Schon früher war die Antwort darauf die Maxisingle. Diese hatte den Durchmesser einer LP, spielte aber mit 45 U/min. und hatte eine breitere Rille, was die Dynamik verbesserte.

In diese Richtung bräuchten wir also eine Erfindung, die uns unsere Lieblingsalben durchgängig mit Maxi-Single Qualität oder besser hörbar macht. Ich fand schnell heraus, die die österreichische Firma rebeat ein Verfahren für die Herstellung von "HD-Vinyls" mittels Laser zum Patent angemeldet hat. Aber das optimiert m. E. nur die klassische LP. Man müsste noch einen Schritt weiter gehen.

Modellierung und Erwartungshaltung 

Am nächsten Morgen blieben wir mit folgender Erkenntnis beim Frühstück hängen: Vor einigen Jahren ging ein Nobelpreis an die Erforschung, wie unser Gehirn die räumliche Vorstellung modelliert. Und ein zentraler Mechanismus für die erfolgreiche Benutzung unserer Raumvorstellung ist die Vorausberechnung und also die Erwartungshaltung, wann unsere Füße beim Gehen wieder auf Boden treffen. Wir kennen den Effekt von einer stillstehenden Rolltreppe: Unser Gedächtnis hat hier das Modell einer Dynamik gespeichert, dass es beim Betreten und Verlassen der Rolltreppe abruft und anwendet. Steht die Rolltreppe still, kommen wir fast ins Stolpern.

Ich glaube, dass "Erwartung" ein ganz zentraler Bestandteil unseres Denkens auch in anderen Bereichen ist. Beim Musikhören z. B. erwarten wir, welche "Kurve" die Melodie als nächstes nimmt. Ähnlich ist es beim Ansehen eines Schauspiels: Die Charaktere erzeugen in uns eine Erwartungshaltung, wie sie als nächstes auf den Verlauf der Handlung reagieren. Hingegen kostet uns das Lernen von beiden Mühe. Hören wir ein Musikstück zum ersten Mal, erkennen wir nur die Form: Den Rhythmus, Tonfolgen. Aber wir haben noch keine Erwartung an die nächsten Töne, da wir die Melodie noch nicht gelernt haben. Ähnlich mühselig ist das Erlernen von Charakteren in der ersten Folge einer Serie, oder auch in einem Roman, den wir lesen.

Und wiederum ähnlich muss es mit Veränderungen im Arbeitsleben sein. Z. B. wenn wir eine neue Methode lernen. Am Anfang ist jeder neue Schritt mühselig und entspricht keiner Erwartung.

"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier" sagt es schon eigentlich. Aber der dahinter liegende Mechanismus im Gehirn ist die Modellierung. Und vor allem die Mühe für das Erlernen eines neuen Modells. Und vielleicht kann uns am Ende die Neurobiologie Antworten geben auf die Frage, wie man Leute zu Veränderungen von Arbeitsabläufen bewegen kann.

Bauland

Das eigentliche Thema aber war die Konkretisierung der späteren Fluchtroute. Zwei Faktoren spielen dabei eine besonders große Rolle: die Entfernung und die Sprache. Es ist leicht gesagt, "in New York fühlen wir uns auch schon fast wie zu Hause." Die Preise sind dort anders und ich kann nicht einschätzen, wie dauerhaft es dort Arbeit für "German Engineering" gibt. In Polen ist es umgekehrt. Da ist die Sprache eine große Hürde. Aber man hört immer wieder von Leuten, die es gelernt haben, einfach indem sie immer wieder nach Polen gefahren sind. Eine Bleibe in guter Lage ist in Polen indes -noch- sehr erschwinglich.

Während man sich nun also in Deutschland über Gauland aufregt und Bauland nicht zur Reife bringt, sind die Polen einfach direkter. An schönsten Strandlagen errichten sie keine Bauverbote sondern Siedlungen. Vor zwei Jahren flatterte uns mal so ein Prospekt für Misdroy ins Haus und jetzt konnten wir besichtigen, was daraus wurde. 50 qm mit Meerblick sollten damals etwas über 100.000 EUR kosten. Jetzt kann man sagen: Glückwunsch, wer sich getraut hat!



Steht man vor Ort und sagt einander: Stell es Dir vor: hier wohnen wir jetzt. Und wir fahren Einkaufen. Wie geht es von hier weiter? Die Ostseelage ist doch eher was für den Ruhestand. Und wie ist das mit dem Meeresspiegel? Ein Ex-Kollege aus Sankt Petersburg erzählte, die Zukunft seiner Stadt liege unter Null. Aber wie sicher ist die Prognose und ab wann soll sie eintreffen? Zumindest liegen diese Häuser hier hinter einem Deich und sie guten oben drüber (allerdings auch durch die Bäume).

Aber wer gerne selbst mal schauen will: Hier ein aktuelles Angebot (Link).

Ich habe eine Kollegin aus Stettin. Ich muss die noch mal befragen, wie ihre daheim gebliebene Familie das sieht.

Mittwoch, 13. November 2019

Langweilige Zeiten?

Ehrlich gesagt ist mir gerade ein bisschen langweilig. Auch beruflich. Klingt überraschend? Nun, einerseits passiert sehr viel. Andererseits hantieren wir doch hauptsächlich mit Dingen, die es schon lange gibt: Elektromotoren gibt es seit 100 Jahren. Digitale Cockpits? Haben wir nicht erfunden, führen wir nur jetzt erst ein. Digitale Medien? Gähn. Vernetzung, Online Updates? Touchscreen? Digitalisierung?? Behauptet da jemand, das sei neu?

Neu ist, dass nun auch gelernte Maschinenbauer das in ihre Produkte einbauen und "integrieren" müssen. Neu sind die agilen Methoden (und Mentalitäten), die mit einem Bruchteil der früher hierarchischen, wie Behörden tickenden, Silos auskommen. Und das ist das einzige, was mir daran Spaß macht: Transparenz zu schaffen, im Ganzen zu denken, jeden zum Mitdenken aufzufordern und sich selbst aus dem Ziel abzuleiten, was er für seinen Beitrag tun muss.

Oh ja, es war (und ist) ein Kampf. Als ich das erste Mal eine Besprechung (mit Beschlüssen und Aufgaben) auf einem Confluence Wiki dokumentierte, und alle anschließend eine Email mit ihren Aufgaben vom Server bekamen, sprangen einige im Dreieck: Ich sei nicht befugt, ihnen Aufgaben zuzuteilen...

Wenn man da vorher in einem "Lab" gearbeitet hat, fasst man sich nur an den Kopf. Und ich hatte mehrere solcher Kämpfe. Und ich bin geblieben und sie sind gegangen. Und wir haben gemacht, was ich vorgeschlagen (und exerziert) hatte und ich bekam erst noch mehr "Eskalation" und jetzt machen wir, was ich von Anfang vorgeschlagen habe.

Ich erlebe das mit Genugtuung. Für Euphorie bin ich zu müde. Abgekämpft. Vor allem, dass ich da meist allein kämpfen muss - und viel Kommunikation in rückwärtige Absicherung stecken muss, kostet mich viel Energie. Es funktioniert am Ende, ja. Aber ich fühle mich auch ein bisschen ermattet.

Und ich merke, dass ich mich selbst nicht mehr mit glitzernden Innovationen motivieren kann. Sondern mit dem Erlebnis, dass Leute ihre Meinung ändern, ihren Widerstand aufgeben.

Andererseits habe ich da gerade einen interessanten Blog über Apple's erste Smart Glases gelesen. Und welchen Beitrag die Erfahrungen mit ihren Air Tods (den drahtlosen Kopfhören) machen. Wie diese auch als Geräuschfilter gegen die Außenwelt wirken, und eine Funkverbindung zu Kontakten aufbauen können. Wie man sich mit diesen Dingern im Ohr in einer Disco mit jemand anderem verbinden kann und gut verständlich telefonieren kann.

Das könnte noch aufregend werden. Aufregender jedenfalls als digitale Autos... ;-)

Samstag, 13. Juni 2015

Die Autohersteller unterschätzen Uber

Worum geht es beim Eindringen der großen IT-Konzerne in den Automobilsektor? Wollen die selbst Autos bauen? Wer so fragt, weiß noch zu wenig vom IT-Geschäft.

Grenzen wir den Geschäftsbeitrag von IT doch mal ein:

Auto - Antrieb - Lenkung - Apps - Daten

"Autonomes Fahren" bedeutet die Zusammenführung der heutigen einzelnen Fahrerassistenzen, die sich auf einzelne Manöver beziehen, und der anschließenden Erweiterung zum vollständigen Fahren.

Wollen Apple und Google Autos bauen? Nein. Sie liefern unterschiedliche Komponenten der IT, vor allem aber Apps (Funktionen) und Daten.

Das Geschäftsmodell von Google sah schon immer so aus: Apps kostenlos bereitstellen, um damit Daten zu sammeln. Du kriegst die App gratis, lieferst aber die Daten in den Pool, in den alle anderen Kunden auch liefern. Google gewinnt so eine größtmögliche Datenbasis.

Apple ist kein Datensammler, sondern verkauft Geräte, Software und digitale Werke (als Händler). Apple CarPlay ist der Einstieg ins Fahrzeug, in Form einer bestmöglichen Anbindung des iPhone. Es verdrängt also die Funktionen eines eingebauten Systems durch das iPhone, nutzt vom Fahrzeug aber Bedienschalter und Displays.

Google verdient erst, wenn die Datenbasis attraktiv genug für Werbetreibende ist. Apple verdient schon beim Verkauf von Geräten und Software.

Viel mehr Sorgen als um die eigene Wertschöpfungstiefe beim verkaufbaren Infotainment sollten sich Autohersteller um den Dienstleister uber machen. Das Verständnis deutscher Manager und Politiker von uber ist: Die verdrängen das Taxigewerbe und verstoßen gegen die Paragrafen sowieso.

Das Anhalterprinzip über eine App ist für uber aber nur der Anfang. Wenn das autonome Fahren einmal richtig etabliert sein wird, braucht uber seinen Fahrerpool nicht mehr. (Politiker werden dann als Verlust beklagen, was sie heute noch behindern.) Das autonome Fahrzeug ist der ideale Mietwagen: Man muss ihn nicht abholen und nicht wegbringen. Man muss ihn an Zielorten nicht mal selbst einparken.

Der Abbau dieser Komforthürden von Mietwagen ist die Bedrohung des Geschäftsmodell Autoherstellung und Verkauf.

Samstag, 25. April 2015

Eine Erkenntnis über Kreativität

Wer von der Kreativität berühmter Entdecker, Wissenschaftler, Erfinder, Künstler oder Designer begeistert ist, glaubt oft, diese hätten ihre Werke auf einem Geradeausweg gefunden. Doch das ist nur selten so:

Du musst 10 Erfindungsmeldungen einreichen, um 1 zur Patentanmeldung zu bringen. Und 10 Patentanmeldungen für 1 Patent. Du entwickelst 10 Prototypen, bis einer in Deinem Sinne funktioniert. Und so weiter.

Wenn Du ein naturwissenschaftliches Rätsel lösen willst, wirst Du mehr als 1 Versuch brauchen. Du entwickelst eine Annahme, überlegst, wie Du sie prüfen kannst und entwirfst Experimente. Du steckst Arbeit in Versuchsaufbauten, misst, analysierst - und musst wieder verwerfen. Bis Du eines Tages auf dem richtigen Pfad bist. Die Leute sehen den großen Entdecker, aber nicht seine 10 Irrtümer.

Maler malen mehr als sie ausstellen. Fotografen machen sehr viele Fotos von einer Szene oder Objekt und wählen dann die besten 3 aus. Henri Cartier-Bresson umgab der Mythos, er drücke immer im genau richtigen Moment auf den Auslöser. In Wahrheit schoss er sehr viele Fotos von einer Szenerie und präsentierte dann das Beste. Wer bewegte Szenen fotografiert, schießt Serienbilder. Und so weiter.

Autoren schreiben viele Seiten, die sie wieder wegwerfen oder löschen. 3 vor, 1 zurück.

Allen gemeinsam ist: Sie schaffen sich eine Menge aus der sie dann schöpfen und auswählen. Natürlich braucht es auch für die Menge Können und Inspiration. Es braucht aber auch Durchhaltevermögen, wenn die Menge mal (oder öfter) nichts brauchbares enthält. Ein oder viele Schüsse daneben sind kein Beweis, dass man es nicht kann. Sondern dass man besser zielen lernen muss. Wer 1x einen Treffer gelandet hat, und weiß warum, der kann es.

Also könnte man sagen:

  Erfolgreiche Kreativität = Viele Prototypen - Filter

Freitag, 28. November 2014

Scrum funktioniert in der Praxis

Verbessern Prozesse und Methoden wirklich etwas - oder ist das praktizierter Aberglaube in Steuerkreisen? - Ich sage: Scrum verbessert wirklich etwas.

Das Produkt, das mein Team und ich zwei Jahre lang entwickelt haben, geisterte fast fünfzehn Jahre lang als Vision in den Köpfen der Anwender. Mehrmals nahm man Anlauf. Große Projekte, lange Dokumente. Man entwickelte, ging auf die Startbahn und - brach ab.

Wenn in den Zeitungen von gescheiterten IT-Projekten zu lesen ist, steckt als Methode immer der sog. "Wasserfall" dahinter: Oben schrieb einer auf, was die da unten seiner Meinung nach brauchen. Dann kam noch einer und diktierte ihm noch ein Kapitel. Dann sprach sich das herum, dass da einer Anforderungen sammelt, und der Projektleiter holte sie alle "ins Boot". Die Wunschliste wurde immer länger. So lang, dass der Empfänger ein Team für die Exegese organisieren musste. Was meinte der Kunde - und wozu?

Dann hat das IT-Unternehmen so entwickelt, wie es meinte die Anforderungen seines Kunden verstanden zu haben, der ja meinte, die Anforderungen seiner Anwender verstanden und verschriftlicht zu haben.

Ab einer bestimmten Größe (gemessen z. B. am Funktionsumfang oder der Anwenderzahl) kommt man so nicht ins Ziel. Man muss es so machen, wie in der Steve Jobs Biographie zu lesen: In kleinen Schritten entwickeln und dem Anwender zwischendurch Prototypen an die Hand geben, damit er damit spielen kann.

Doch "spielen" geht in Deutschland bekanntlich gar nicht. Klingt nach Zeitverschwendung. Noch schlimmer: Nach Spaß und Spieltrieb.

Probiert man es aber aus, funktioniert es plötzlich. "So, wir haben hier einen Editor für eure Tabelle entwickelt. Schaut mal, ob Ihr damit zurecht kommt. Danach sehen wir weiter."

Nenn es Sprint, Gate oder Qualitätskontrolle. Es geht darum, das Große in Teile zu zerschneiden und  bei jedem Teil möglichst früh zu erkennen, wohin die Reise gehen soll. Wobei die Teile hier nicht hintereinander liegen ("Ausbaustufen") sondern eher wie konzentrische Kreise umeinander. Beim Wasserfall dagegen erkennt man immer erst ganz unten, was falsch ist und muss das Wasser wieder nach oben schleppen.

Kein Projektleiter kann sich alle Anwendungsfälle seiner Anwender ausdenken. Und selbst wenn er den Job seiner Anwender früher selbst gemacht hat: Er könnte betriebsblind sein, oder schon immer eine Hypothese gehabt haben, was man anders machen muss. Er sieht nicht, worauf die Gruppe beim Ausprobieren kommt. Und die Gruppe verbalisiert nicht alles, was sie will. Vieles ist implizit, "das war doch klar, dass wir das so und so meinten.."

Meine Empfehlung an IT-Projekte in Industrieunternehmen ist: Probiert agile Methoden aus.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Als Zellen und Viren sichtbar wurden..

Die diesjährigen Chemie-Nobelpreisträger haben sichtbar gemacht, was zur Erforschung des Lebens nötig ist: Das Wirken und Verhalten auf molekularer Ebene. Sagenhaft.

So rückt man näher an den Grenzübergang zwischen Chemie und Biologie. Wenn es ihn gibt..

Mehr Infos beim Nobelpreiskommittee: Link



PS:
Ich lese seit ein paar Wochen abends in Hoimar von Dithfurts "Am Anfang war der Wasserstoff". Just gestern Abend lautete die Stelle, an der ich weiterzulesen hatte: "Leider können wir die molekularbiologische Ebene nicht mit dem Mikroskop beobachten." - Und zack... gibt es einen Nobelpreis dafür, dass es später doch ging. von Ditfurth hat das leider nicht mehr erlebt.. Und wer ist da, der uns das genau so schön populärwissenschaftlich erklären und philosophieren könnte, was man da sieht..?

Montag, 7. Juli 2014

Verleger, stoppt das amazon Bashing!

Die Kampagne einiger Zeitungen bzw. Verlage gegen amazon.com geht weiter. amazon "untergräbt", "monopolisiert" und "missbraucht" usw. 

amazon will den Buchhandel auf ebooks umstellen und die Autoren direkt -ohne Verleger- an sich binden. Der technische Fortschritt bedroht die klassische Literaturwertschöpfungskette. Und dagegen laufen die Bedrohten Sturm.

Das Neue an dem von FAZ und anderen kritisierten technischen Wandel ist, dass er diesmal sie bedroht. Als der digitale Wandel Arbeitsplätze in der Industrie bedrohte, Produktion und Verwaltung, da war das für die Redakteure und Verleger unabdingbar. Wer dagegen war, war technikfeindlich, wenn nicht sozialistisch. Ich müsste mal ins Archiv gehen und nachschauen, was Frank Schirrmacher damals zum Thema Fabrikautomatisierung geschrieben hat.

Apropos technikfeindlich. Als die erste Internetwelle Ende der Neunziger die Börsen erreichte, waren es wiederum die gleichen Zeitungen, die uns erklärten, warum das Internet und mit ihnen amazon, ebay und Co. "überbewertet" seien. Sie verstanden den Aufbruch der anderen also nicht. Und sie reagierten nicht. Sie probierten ein bisschen oder fuhren ins Silicon Valley (Kai Dieckmann), um ein paar Ideen zu klauen. Zurück in Berlin spielen sie sozusagen Web20-Luftgitarre. Das wirkt albern und unbeholfen, bedroht aber nur sie selbst.

Jetzt kommen sie übers Feuilleton und nennen sich selbst "Kulturschaffende". Soll heißen: Anspruch auf Sonderbehandlung. Am liebsten Gesetze gegen den technischen Fortschritt. Oder einen amazon-Pfennig auf jeden e-book Reader? 

Nein, die Kulturschaffenden sollten nachdenken. Wie halten sie ihre Papierbuchkunden? Welchen Nutzen bringen sie künftig Autoren? Wie machen sie ihren Wertbeitrag den Autoren und Lesern sichtbar? Ich bin sicher, es wird ihnen etwas einfallen. 

Dienstag, 19. November 2013

Raubkopieren - Musikkids verboten, Google erlaubt

Wenn zwei das gleiche tun, ... und so weiter.

Vor zehn Jahren hafteten Eltern für ihre Kinder. Wer beim Raubkopieren von Musik erwischt wurde, oder geraubte Musik auf Napster "teilte", für den wurde es richtig teuer. Sogar dann, wenn die eigentlichen "Täter" noch minderjährig waren. Da hielt sich die Musikindustrie an den Eltern schadlos. Die Streitwerte wurden -dem Modell Abschreckung folgend- astronomisch hoch angesetzt. Eine ganze Generation Jugendlicher wurde kriminalisiert, nur weil die Musikindustrie es nicht auf die Reihe bekam, die neuen Techniken in ein neues Geschäftsmodell zu münzen. Dieter Gorny erinnert sich sicher. Da musste erst Steve Jobs kommen..

Und heute?

Ich lese, dass Google das Recht hat, Millionen von Büchern zu scannen und über das Internet verfügbar zu machen. Ohne Rücksprache mit den Inhabern der Urheber- oder Verwertungsrechte. Ein US-Gericht ist der Meinung, dass Google da mit niemanden reden muss, Auch nicht mit ausländischen Verlagen oder Autoren.

Interessant: Der Blog von Authors Guild, einem Interessenverband von US-Autoren, Link

Mittwoch, 7. August 2013

Don't get amazoned - Kapitalismuskritik in der FAZ

Steve Jobs rettete die Musikindustrie vor dem Ruin, indem er die Vorteile digitalisierter Musik in Produkte und Service umsetzte. Für den Musikkunden hieß das vor allem: Vereinfachung der Beschaffung und Kompilierung von Musik. Jobs schaffte, worüber Dieter Gorny nur redete.

Jeff Bezos brachte den Buchhandel in Schwung, indem er die Vorteile digitalisierter Bücher in Produkte und Service umsetzte. Für den Leser hieß das vor alle,: Vereinfachung der Beschaffung von Büchern. Bezos brachte auch den in Deutschland nur dümpelnden Einzelhandel in Schwung. Er schaffte, worüber der DIHK nur redete.

Seitdem ich auf digital umgestellt habe, höre und kaufe ich wieder mehr Musik. Ich kaufe auch wieder mehr Bücher, vor allem neue. Mit dem Lesen komme ich allerdings nicht so schnell nach.

Bücher lese ich zur Anregung, Musik höre ich zur Entspannung. In der Bahn kann ich beides, morgens reizt mich aber am meisten die Zeitung, die im ICE ausliegt. Ich lese immer noch gerne Zeitung, und das geht natürlich zu Lasten von Musik und Büchern.

Nur: Wenn ich nicht Zug fahre, dann habe ich auch keine Zeitung. Ich wäre immer bereit, für sie zu zahlen. Artikelweise oder für die ganze Ausgabe. Allerdings ist die Lektüre eines PDFs, dessen Layout der Druckausgabe entspricht unpraktisch, das habe ich eine Zeit lang mal mit der ZEIT gemacht, dann wieder dran gegeben.

Ich würde mir am liebsten die Zeitung auf den kindle laden und benutzerfreundlich durch die Zeitung navigieren können. Ich will unterwegs kein Mobilfunknetz brauchen müssen, ich will die Zeitung zu Hause aufs Gerät laden. Oder im WLAN des Zuges.

Ich hoffe, dass wir uns nun also auf Jeff Bezos verlassen können, und der bei der Washington Post die Wende bringen wird. Umso weniger habe ich das Lamento in der heutigen FAZ über Bezos verstanden (Link):
Bezos ist ein Händler, der Preise drückt, ein Monopolist, der die Buchbranche vernichtet, ein Verkäufer, der in Tagesfrist die Ware zum Kunden bringt, koste es die Produzenten, was es wolle. Er beherrscht die Wertschöpfungskette, ohne selbst Werte zu schaffen. Einen Wert aber weiß er zu bedienen wie kein Zweiter: Bezos kennt die Wünsche seiner Kunden, er sagt sie sogar voraus. 
Nein, ist nicht die taz, die sich hier abreagiert. Michael Hanfield agiert sich hier in der FAZ aus. Verblüfft fragt man sich, was den das frühere Sturmgeschütz des deutschen Liberalismus gegen den technischen Fortschritt und erfolgreiche Unternehmer hat? Gilt für Journalisten nicht, was für Musikverlage, Bürojobs, Stahlarbeiter etc. nicht galt - sich dem Marktgeschehen immer wieder neu stellen müssen? Seine Leistungen und die Hoffnung, die Jeff Bezos neu entfachen kann, beides scheint Hanfield nicht zu wissen oder nicht zu verstehen. Wie "Ruhrbaron" Stefan Laurin gestern meinte, Jeff Bezos hat eine Beziehung zu Texten, sonst hätte er damals nicht mit dem Onlineverkauf von Büchern angefangen. Er hat die WP nicht als Heuschrecke gekauft. Der Mann hat einen Plan, zumindest die Bereitschaft zu Experimenten..



Donnerstag, 2. Mai 2013

Telekom Kunden berichten von Problemen mit YouTube

Wie so oft in solchen Fällen, dachte ich, es läge an mir. Meinen Browsereinstellungen oder ähnlichem. Aber auch andere Telekomkunden haben Probleme beim Streaming von YouTube Videos.

Art der Störung
Das Video läuft für 2 Sekunden an, dann bleibt es stehen. Nach vielen Sekunden geht es dann manchmal für 2 Sekunden weiter. Und so weiter.

Kontaktaufnahme Telekom
Der Blogger Cashy ist hierzu mit der Telekom in Kontakt und berichtet (Link). Die Telekom hat bestätigt, dass es Probleme bei Verbindungen zu YouTube Servern gegeben haben soll, habe diese aber inzwischen bereinigt. Ich kann bestätigen: Mitnichten.
Gleichzeitig hat die Telekom an YouTube appelliert, ihre Serverkapazitäten auszubauen..

Mich beschleicht der Verdacht, dass die Telekom jetzt Gas gibt in ihrem "Battle" mit den großen Medienanbietern im Internet, allen voran Google. Vor ein paar Jahren hatte Obermann ja schon mal die Idee, an beiden Enden der Leitung kassieren zu wollen: Bei den Usern und bei den Serverbetreibern. Weil letztere für immer mehr User der wichtigste Grund seien, überhaupt im Internet zu surfen - vorzugsweise auf Flatrate. Die Frage ist, ob die Deutsche Telekom nunmehr Traffic von Google nachrangig behandelt, weil Google sich weigert, sich an den Netzausbaukosten zu beteiligen? Dann gute Nacht, Johanna.

Dienstag, 30. April 2013

3% der User bewirken 30% des Internetverkehrs

Ein Telekom Sprecher (Ph. Blank) sagte gestern im Dradio (Link) zu den angekündigten Preiserhöhungen für Vielsurfer: "3% der Kunden verursachen 30% Volumens. Lieschen Müller subventioniert den Heavy User." Die Umsätze der Telekomindustrie sind laut Telekom in 6 Jahren um 9 Mrd geschrumpft. Trotzdem stehen Milliardeninvestitionen für Breitbandnetze an. Irgendwoher müsse das Geld kommen.

Ein klassisches Dilemma von Netzbetreibern: Alle Kunden gleich gut versorgen, aber es soll nur so viel kosten, wie die Rosinenpicker ihren Rosinen anbieten. Das gibt es bei der Bahn ebenso wie bei Energieversorgern. Ich meine: Eine Kappung der Spitze einzuführen entlastet die Mehrheit. Die 3%  sind wohl in der Tat die User, die das Internet nicht zum Lesen, sondern zum Fernsehen bzw. als Videothek benutzen. Für jederzeit guten Service für alle muss man das Netz nach der Nachfragespitzen bemessen. Wenn man hier die Normalkunden von 30% der Kosten abschirmen kann, dann ist das in deren Interesse. Der entfachte Shitstorm #drosselkomm dient den Interessen der 3%.

Ich gebe zu, dass ich nach der ersten Meldung vor einigen Wochen auch sauer war. Ich habe sogar meine Teilnahme am Fragebogen des Berliner T-Lab gekündigt. Weil ich dachte, die Telekom wolle uns Entertain-Kunden an den Kragen. Aber genau wir sollen hier geschützt werden. Wenn die Nachfrage nach Fernsehen übers Internet steigt, womöglich in HD, dann sind die ausgebauten Netze schnell wieder ausgelastet. Die Telekom hat uns hier aus den Klauen schlechter Serviceanbieter aus der Kabelfernsehbranche befreit, also mit einer Innovation den Wettbewerb im Fernsehmarkt bereichert. Ist das ein Problem?

Trotzdem hat CSU-Ministerin Aichinger angekündigt, das Kartellamt einzuschalten. Der Telekomsprecher verweist im Gegenzug auf die vielen Kunden in ländlichen Gebieten, die immer noch ohne Anbindung ans schnelle Internet sind. Ihr Anschluss erfordert Investitionen. Da könnte man aber doch auch sagen: Dann erhöht die Einrichtungsgebühren auf dem Lande. Wieso soll ich das als Großstädter mitbezahlen?

Und die Netzneutralität, verstößt die Telekom künftig dagegen?
Der Moderator definiert Netzneutralität so: Alle Datenpakete werden gleich behandelt
Die Telekom sagt: Neutralität heißt nicht Gratiskultur, sondern freie und offene Netze, also diskriminierungsfreie Behandlung von Datenpaketen. Nur: Wer auf Dauer schnell und viel surfe verursache hohe Kosten.

Kann es sein, dass die Protagonisten der Netzneutralität nicht zu Ende gedacht haben? Wenn in einem Häuserblock 3 von 100 Nachbarn das Internet dauerhaft, also überdurchschnittlich belegen und damit die Bandbreite der Mehrheit, von denen jeder einzelne nicht so viel braucht, senkt, dann können mir diese 3% nicht mit Netzneutralität kommen. Die haben sich dann mal hinten anzustellen und uns mal ranzulassen.

Es ist immer das gleiche Muster in Deutschland: Minderheiten beanspruchen Sonderrechte und argumentieren dabei mit moralisch wertvoller "Diskriminierungsfreiheit".

Ich korrigiere meine Meinung: Die Telekom hat recht. Ihre Gebührenerhöhung für Heavy Surfer wird mich von Preiserhöhungen verschonen. Ich bin dafür.

Freitag, 8. März 2013

Dank an den serviceorientierten Rene Obermann

Bevor Hartmut Mehdorn hinging und die Deutsche Bahn ruinierte, war die Deutsche Telekom das meistgehasste Unternehmen in Deutschland. Wir erinnern uns: Hohe Preise, lahmer Service, die Ära der 0190 Dialer, für die die Telekom dankbar das Inkasso machte. Die Verführung der Deutschen zur Aktie und die windige Kurspflege des Herrn Sommer durch Einflussnahme auf die Gewichtsverteilung im DAX.

Wer konnte, wechselte zu einem Alternativanbieter. Oft, um dann dort den nächsten Reinfall zu erleben. Wir gehörten dazu.

2008 zogen wir dann nach Berlin Mitte. Und mussten zurück zur Telekom. Was für uns eigentlich nicht in Frage kam, aber es ging nicht anders. Und siehe da: welch positive Überraschung! 2006 hatte ein gewisser Rene Obermann das Ruder bei der Telekom übernommen. Und offenbar neue Prioritäten gesetzt: Kunden zuerst. Zum ersten mal in der Geschichte der Telekom.

Die Telekom sagte uns im Shop einen Termin zu. Dann bekamen wir per Post auch noch die Uhrzeit für die Freischaltung genannt. Und es klappte genau so und zwar auf Anhieb. Und der DSL Anschluss funktionierte ohne Unterbrechung. Das nenne ich mal Service.

Voriges Jahr bestellten wir dann noch das ENTERTAIN Paket dazu. Wieder eher notgedrungen, weil Kabel Deutschland unserem Haus das Analogsignal gekündigt hatte. Fernsehen übers Internet, IPTV. Etwas, wovon ich 2006 schon beim Heinrich-Hertz-Institut gehört hatte. Aber nicht recht glauben wollte, dass sich das am Markt durchsetzen würde. Obermann nahm mehrmals Anlauf und ließ sich von der schleppenden Akzeptanz am Anfang nicht entmutigen.

Und auch das Fernsehen über die Telekom funktioniert einwandfrei. Auch der Service war wieder sehr gut: Wir bekamen Termin und Uhrzeit genannt und genau so kam es.

Danke, Rene Obermann. Und alles Gute in Holland.

Ein zufriedener Kunde

Sonntag, 9. Dezember 2012

Erfahrungen mit Telekom Entertain (UPDATE 15.12.)


Als unser Hausvertrag mit Kabel Deutschland über Kabelfernsehen auslief, hörten wir von so viel schlechten Erfahrungen mit Individualverträgen, dass wir zur Telekom wechselten: Einmal das volle Programm von "Entertain". Und da ich in BvB Doublejubelstimmung war, das LIGA Total Paket noch oben drauf. 

Ein bisschen skeptisch war ich, ob das technisch funktioniert, weil wir eine WLAN Strecke zwischen WLAN Router und Medienreceiver schalten mussten, die sog. "WLAN Bridge". 
Aber siehe da: Es funktionierte alles auf anhieb. Und zwar überpünktlich. Da hat sich die Telekom unter Herrn Obermann dramatisch verbessert. 

Wir zahlen für das Gesamtpaket nur wenig mehr als vorher für das Highspeed Paket mit allen Flatrates. 

Dafür bekamen wir:
  • VDSL50 Anschluss,
  • Entertain Comfort inkl. mehrere HD-Sender, TV-Archiv, Videorekorder, Videothek,
  • LIGA Total, Fussball Bundesliga, mit Archiv, individueller Konferenzschaltung,
  • Media Receiver, wird zwischen WLAN Router (bzw. WLAN Bridge) und Fernseher (HDMI) geschaltet,
  • Einen neuen WLAN Router.
Das ganze ließ sich ohne einen einzigen Anruf im Callcenter in Betrieb nehmen. Dafür gebe ich eine 1+.

In der vergangenen Woche aber dann ein Rückschlag. Nicht von sehr hoher Bedeutung, eigentlich nur, weil er bei mir viel Lauferei ausgelöst hat, ohne zu einem Ergebnis zu führen.

Das lief so:
Ich bekomme vor zwei Wochen einen Promotion-Gutschein im Wert von 5 EUR für die Videothek zugemailt.
Wir wollen den Gutschein Samstagabends einlösen. Für den Film "Drive". Der Film ist im Angebot, ich wähle ihn aus, dabei gebe ich den Gutscheincode ein.
Danach werde ich überraschend nach einer "Erwachsenen PIN" gefragt. Nie davon gehört, habe ich nicht.

Der Gutschein ist verbraucht. Antwort vom Callcenter: "Da müssen sie in den T-Shop." Also am Montag. Dann kommt eine Email vom Callcenter mit einem Post IDENT Formular: Bitte die Volljährigkeitsbestätigung bei der Post abholen. 

Ich stehe Montagabend in der Mitte Berlins um viertel vor sieben vor einer großen Postfiliale. Sie ist hell erleuchtet. Aber geschlossen.  Am nächsten Abend bin ich wieder spät dran, deshalb will ich es direkt im T-Shop probieren. Doch leider ist der überfüllt, ich ziehe von dannen.
Freitagabend dann endlich Glück: Der T-Shop ist frei, ich erfahre: Das kann ich auch im T-Shop abwickeln, ohne Post. Gestern Abend dann wieder versucht den Gutschein einzulösen. Leider vergeblich: Fehlermeldung vom System. 

Ich habe jetzt keine Lust mehr. 

Ich frage mich:
Warum weiß die Telekom nicht, dass ich erwachsen bin? Ich bin immerhin Vertragspartner.
Warum wird erst der Gutschein verbraucht und dann geprüft, ob ich das durfte?
Warum werde ich zur Post geschickt, obwohl das nicht nötig ist?

UPDATE: 15.12.2012
Alte Regel: Was funktioniert, sollte man nie öffentlich loben. Seit dieser Woche haben wir massive Probleme mit dem Media Receiver: Nachts trennen wir alle Standby-Geräte vom Netz. Seit neuestem fährt der Media Receiver nur nach dem dritten oder vierten Versuch hoch und funktioniert. Danach: Fehlercode 0, wenn man versucht, eine Funktion aus dem Menü auszuwählen.
Die Lösung: Wir hatten vor kurzem eine DVD Kompaktanlage über den zweiten HDMI Port angeschlossen. Wenn wir den wieder entfernen, fährt der Media Receiver wieder hoch. Jedenfalls bis jetzt. Aber jetzt habe ich etwas positives gepostet, mal sehen wie lange es hält..

Freitag, 7. Dezember 2012

Ab in die Cloud?

In der IT-Welt ist das Cloudcomputing das nächste große Ding. User gehen mit verschiedenen Geräten ins Netz (LAN, Internet) und immer häufiger drahtlos. Warum also nicht eine IT-Umgebung aufbauen, die das unterstützt?

Das anschaulichste Beispiel für Privatanwender bietet Apple: Du kannst auf dem iPad unterwegs weitersurfen, wo Du mit dem Rechner aufgehört hast. Ebenso kannst Du den Song weiterhören, wenn Du das Gerät wechselst.

Auch in Unternehmen kann man so einen Dienst gebrauchen, weil wir hier im Übergang vom Notebook zu Tablets und Smartphones sind und derzeit beides benutzen. Ich will z.B. im Zug hauptsächlich weg-lesen, wovon ich im Büro abgehalten wurde. Da brauche ich keine 2,5kg Eisenkugel, sondern etwas, was in die Manteltasche passt. Aber es soll den aktuellen Stand aller Dokumente haben, ohne dass ich dafür Knöpfe drücken und warten muss.

Die Cloud bringt aber auch jede Menge Risiken mit sich. Unternehmen wissen das und zögern, ihre Unternehmensdaten in eine Cloud zu verlagern, die "bequem und zuvorkommend" zugänglich ist.

Privatanwender und Kulturschaffende sollte sich auch Gedanken machen. Wer seine Bücher, Fotos oder Musik- und Videosammlung nicht mehr lokal halten sondern bei Bedarf aus der Cloud beziehen will, verändert Welten. Seine eigene und unsere:

Eigene Welt:
  • Schon beim klassischen iTunes, von dem man Songs und Bücher auf den Rechner herunterkopiert, fungiert Apple als Zensor - nennt es aber euphemistisch: "Kurator". In der Papierwelt und im bisherigen Internet les ich die Zeitungen, die ich will. Bei Apple, nur was der "Kurator" für unbedenklich hält. Nun haben Unternehmen selten besondere kulturelle oder religlöse Interessen, aber sie wollen auch keinen Ärger und sie kommen mit dem Mainstreamgeschmack allein auch gut zurecht.
  • Was Du auf dem Rechner hast, kann Dir keiner mehr wegnehmen. Streamen kannst Du aber nur solange, wie Dein "Kurator" Deinen Medienkonsum für unbedenklich hält...
  • Wenn Du leihst statt kaufst, läuft im Hintergrund oft ein Zähler und irgendwann hast Du Dein Kontingent aus dem Kleingedruckten erschöpft.
Unsere Welt:
  • In der alten Welt werden Kulturgüter in weltweit verteilten Kopien vorgehalten und verfügbar gemacht. Ein "Kurator" allein kann ein Werk nicht aus der Welt schaffen. Doch inzwischen gibt es manche Kunstwerke nur auf dem Rechner des Künstlers und dem Server des Cloudbetreibers. Das Kulturgut im öffentlichen Bewusstsein hängt am guten Willen eines Anbieters. Wir haben es versäumt, Archive zu schaffen. 
  • Weil wir keine Archive geschaffen haben, ist schon jetzt das Aussehen des Web 1.0 kaum noch im Bewusstsein: Die Websites der New Economy, viele Foren und Umgebungen - alles weg.
Wer ein "kuratiertes" Programm will, hat heute Radio und Fernsehen. Da ist klar, wer bestimmt und filtert. Sollen wir aber das Web zum gleichen Modell umbauen, nur weil es bequem ist?

Das Zeitungssterben zeigt, wie schwer es Medienanbieter haben, im Internet auf eigene Faust zu bestehen. Sie sind auf Gönner angewiesen, wie z.B. die FTD, die aber mit dem heutigen Tag die Geduld ihres Verlages erschöpft hat. 

Es ist ein bisschen wie mit der "Kuratierung" unserer täglichen Einkäufe. Es gibt immer weniger Läden, die Unikate sind und auf eigene Faust bestehen. Dafür immer mehr "Kuratoren", die Arkaden und Citygalerien betreiben und irgendwie über die Auswahl bestimmen, die wir darin haben. Mit der Zeit ist das weltweit uniform zum unbedenklichen, aber langweiligen Standardprogramm geworden.

Das will ich nicht auch für Medien. Auch wenn das Geld kostet und unkomfortabler ist.

Mittwoch, 12. September 2012

Produktgattung in ihrem Spätherbst: Smartphones

Kein Wow-Effekt beim iPhone5? Ich glaube, das ist ein Zeichen dafür, dass auch diese Gerätegattung auf ihrem Zenit steht. Die Smartphones werden sogar wieder größer, eine Umkehrung der Minitiarisierungsrichtung. Es ist inzwischen so, dass wir die Geräte nicht kleiner machen können, ohne sie benutzerunfreundicher zu machen. Noch kleinere Tasten und wir vertippen uns beim Emailen noch häufiger. Auch kann man es uns kaum noch recht machen, wie lang das Ohrhöhrerkabel sein soll, wie man ein Smartphone in der Jackentasche einerseits vor versehentlicher Fehlbedienung sichert aber Lautstärke und Vor- und Zurück-Tasten blind bedienbar macht.

Noch mehr aber fängt mich an zu nerven, dass ich unterwegs nur entweder laufen oder aufs Gerät gucken kann. Wenn man sich auf Bahnhöfen oder auf Straßen so umschaut, immer mehr Leute mit gesenktem Kopf, die auf ihrem Smartphone etwas ablesen oder erkennen wollen. Wenn sie es nicht gerade auf irgendwas halten, um es zu fotografieren.

Und das ist der Hinweis auf das nicht mehr allzu ferne Ende dieser Gerätegattung. Die Datenbrille und die sog. Kopf-hoch-Anzeigen (Head-up-Displays) aus Autos kommen. Anstatt Retinadisplay das Bild gleich ins Auge projizieren oder, wenn vorhanden, eine Frontscheibe. Den Kopf nicht von der Realität abwenden müssen und den Lautsprecher auf dem Brillenbügel, ohne lange Kabel. Clicken tun wir dann auf imaginäre Tasten oder mit den Augen. Das ist die Zukunft.

Und mit diesen neuen Produktgattungen kommen wieder neue Herausforderungen an gute Bedienbarkeit. Bin gespannt, ob und was wir da in einigen Jahren von Apple sehen werden. Davor kommen Google und Ericsson.

Sonntag, 9. September 2012

iPhone für Diagnosezwecke

Meine bessere Hälfte saß im Zug neben einem alten russischen Arzt. Er hatte ein Stethoskop um und erklärte, dass er das als Hörgerät benutze. Er halte den Kopf des Gerätes, den man sonst auf Brust oder Rücken hält, einfach in Richtung des Sprechenden.

Bemerkenswert an dieser Zweckentfremdung ist, dass man damit ein Hörgerät ohne Batterie hat. Der Nachteil sei, dass es viele Störgeräusche aus der Umgebung einfange.

Das brachte mich auf die Idee, dass das iPhone ja ein Mikro (zum Telefonieren) und einen Lautsprecherausgang hat. Kann man dafür eine App entwickeln? Bei iTunes nachgeguckt und siehe da: Es gibt sowohl den Hörtest als auch das Hörgerät als App. Ok, noch mit mittleren Kritiken. Aber der Anfang ist gemacht.

Auch Sehtests gibt es.

So wie wir früher im Web nachschauten, ob dieses Unternehmen oder jene Behörde schon im Internet ist, lohnt es sich in immer mehr Lebenslagen mal zu gucken, ob es schon eine App dafür gibt.


Und wo wir bei Diagnosen sind. Man könnte auch die Expertensysteme und neuronalen Netze der 90er Jahre reaktivieren, die mal entwickelt wurden, um Maschinendefekte durch Frage-und-Antwort-Spiele oder gleich direkte Verarbeitung zu diagnostizieren. Dazu müsste man eine zentrale Datenbank führen, in der Geräuschmuster mit Fehlerquellen verknüpft sind. Bei defekten Maschinen ist nichts  verräterischer als das Geräusch.

Samstag, 1. September 2012

Tastatur oder Mobilität? Die Hybridcomputer kommen

Steve Jobs wird quer durch die Industriebranchen abgeklopft: Was können wir von ihm lernen, was müssen wir tun, damit sich unsere Kunden um unsere Produkte reißen? Welche Ideen haben wir, was hätten wir längst umsetzen sollen? Auf welche Probleme hat noch keiner eine Antwort gefunden?

Währenddessen haben sich Konkurrenten von Apple auch mal umgeschaut. Bei den Automobilherstellern. Und dabei eine Antwort auf ein Problem gefunden.

Autoherstellers Antwort auf die Verbrauchssenkung auf Autobahn UND Stadtverkehr bei gleichzeitiger Eliminierung der Reichweitenangst war und ist der Hybrid. Ganz egal, ob oder wie oft man mit einem Batterieauto im richtigen Leben TATSÄCHLICH liegen bleiben würde... bei der Kaufentscheidung genügt es, Angst vor dem Liegenbleiben zu haben. Also baut man am Ende beides ein: Verbrennungsmotor und Elektroantrieb und man nennt es Hybrid.

Zurück zu Apple. Ich überlege schon länger, ob mein nächster Rechner ein Notebook oder ein Tablet sein soll. Ganz überwiegend brauche ich etwas zum Klicken in allen Lebens"lagen". Schreiben muss ich meistens nur Kurzgetipptes, z.B. Emails. Aber manchmal schreibe ich doch mehr. Z.B. in diesem Blog, oder einen Brief. Oder ein Buch. Wie weit komme ich da mit einem Tablet? Es geht mir also nicht um Statistik, wie lange ich TATSÄCHLICH eine Tastatur brauche. Es reicht, dass ich hin und wieder eine brauche und mich dann nicht über Touchsreentastaturen ärgern will (was eine Annahme ist, denn ich habe kein Tablet).

Und mitten in diese Überlegungen platzen zur IFA die Meldungen von Hybrid Notebooks. Bei denen ist der Bildschirm als Touchscreen ausgeführt und man kann ihn von der Tastatur trennen. Genau das ist es!

Ein gutes Video über das Hewlett Packard envy x2 gibt es bei Engadget: Link



Aus diesem geht auch hervor, wie leicht Trennen und Andocken geht, weil es magnetisch unterstützt wird (Achtung Apple...?). Auch sieht man, dass das envy von der Seite trapezförmig ausgeführt ist, wenn das mal keine Designkonflikte mit Apple's Airbook auslöst ;-)

Außerdem gut zu sehen auf dem Video: Das kommende Windows 8, das auf Kacheln basiert, die mich spontan an die Apps Icons auf dem iPhone erinnern, aber doch ein bisschen anders funktionieren.

Was folgt daraus? Ich weiß jetzt, dass ich einen Hybrid Rechner brauche und erstmal kein iPad oder Airbook kaufen werde. Vielleicht bringt Apple ja noch einen Hybrid. Ich klebe ziemlich an dieser Marke. Emotional, aber auch ganz praktisch. Mit meiner Musik- und Fotosammlung.

Jedenfalls wird die IT Saison spannend. Die Windows-HP-Dell Fraktion gibt sich nicht geschlagen, sondern erfindet und entwickelt.

Freitag, 27. April 2012

Resümee über Kreativität nach sechzehn Ingenieursjahren

Resümee aus meinen Ingenieursjahren in Konzernen und kleinen Organisationen:

  • Ja, ich habe mir angewöhnt, Erfindungs-und Verbesserungsideen schriftlich festzuhalten und einzureichen.
  • Ja, ich habe ein Skizzenbuch, in dem ich auch noch nach Jahren Werdegänge von Ideen verfolgen kann und immer wieder erstaunt feststelle, wie schnell "utopische" Annahmen von der Realität übertroffen werden.
  • Nein, meine besten Inspirationen hatte ich nicht in Brainstormingsitzungen, sondern wenn ich einen Mangel oder Bedarf entdeckte, den man durch Transformation von Erfahrenem oder Gelesenem bedienen könnte.
  • Ich hatte gleich mit der ersten Idee den größten Erfolg. Es hat mich ermutigt, Ideen nicht wegzuschmeißen, sondern zu entwickeln. 
  • Besser als eine Brainstorminggruppe ist das Gespräch mit einem oder zwei Gleichgesinnten, die aus unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen kommen. Ungefilterte Assoziationen kommen nur in vertrauenswürdiger Umgebung oder wenn klar ist, dass die Ideenurheber als solche anerkannt bleiben (d.h. wenn der Chef teilnimmt, der aber selbst als starker Filter wirkt).
  • Im trockenem Konzernumfeld fliegt mir mehr Inspiration zu als in einer aufgekratzten  "Kreativagentur" oder "Beratung". Eitle Konkurrenz stachelt nicht an, sondern törnt ab. Die Antwort auf die Frage liegt nicht darin, das Fragezeichen wegzuwischen.
  • Viele Manager, sogar solche, die Ideenwettbewerbe organisieren, dementieren es, selbst auch kreativ sein zu müssen. Als "unsere Kreativen" bezeichnen sie nämlich gerne die unteren Gehaltsbänder in der FuE.
  • Politiker verstehen nicht, dass Kreativität erst dann wirtschaftlich zündet, wenn sie zu Massenprodukten führt, die sich exportieren lassen. Sie halten eine "kreative" Dienstleisterszene aus Auftragsprogrammierern bereits für Erfolg.
  • Viele wahrhaft kreative Menschen unterschätzen ihre Ideen und trauen sich nicht, eine Erfindungsmeldung einzureichen. 
  • Bring Funktionenerfinder mit Technologieerfindern zusammen. 
  • Bring ITler mit Prozessorganisatoren zusammen. 
  • Bring Absolventen mit Seniorberatern zusammen.
  • Vorsicht: Der Ideenklau geht um. Ein Kollege reichte einen fremden Beratungsthemenvorschlag  als Beitrag zu einem Ideenwettbewerb ein. Und verlor ;-)
  • In der Wertschöpfungskette der Piraterie folgt nach dem Ideenklau der Kampf um die Projektleitung. Ok, das Management hat das Go! gegeben. Und wer setzt es nun um? 
  • Die Geschäftsführung (und der Parteivorstand) tendieren dazu, die Organisatoren der Workshops auszuzeichnen, nicht die, die entscheidende Impulse geben. Jedenfalls eine Zeit lang. 
  • Andererseits: Eine solche Arbeitsteilung ist sinnvoll (vgl. Thomas Edison), die Rollenbesetzung gehört aber in den Nachspann.
  • Hinweis: Wenn das Patent des Angestellten "in Serie geht", bekommt er zusätzlich zu dem Gehalt eine Erfindervergütung. Das ist Gesetz, wissen aber die wenigsten! (Wo das nicht der Fall ist: den Betriebsrat ansprechen.)
  • Alte Erfinderhasen wissen, wie man seine Patente in Serie bringt ;-)
  • Sei nicht stolz auf Deine erste Erfindungsmeldung und Dein erstes Patent. Sei stolz, wenn Dein erstes Patent in Serie geht. Dazu brauchst Du voraussichtlich zig  Erfindungsmeldungen.
  • Finanziere die Umsetzung Deiner Idee in konzentrischen Kreisen: Wärst Du bereit, eigenes Geld zu investieren (nur dann glaubst Du wirklich an sie)? Könntest Du Verwandte und Freunde überzeugen, mit Dir zu investieren? Gehe erst danach zum Chef oder zur Bank.
  • Businesspläne schreibt man vor allem für sich selbst. Wie man überhaupt nur schreibt, um sich selbst etwas klar zu machen. 

Donnerstag, 2. Februar 2012

Labor oder Schreibtisch: Ideen muss man teilen

Die Erregung über Ideendiebstahl, der Kampf ums Urheberrecht, die Anklage auf Patentverletzung, aber auch der Unmut über desinteressiertes Management, das sind alles Zeichen verletzten Stolzes. Genau genommen: einer unausgewogenen und unfairen Verwertung von Ideen, oder ihrer Missachtung.

Man schreibt und erfindet immer für andere. Aber man will als Urheber der Idee bekannt und anerkannt sein. Mögen andere den Schrieb zwischen zwei Buchdeckel pressen, mögen andere die Produktidee realisieren und wieder andere auf die weltweiten Märkte bringen. Mögen andere damit verdienen. Man selbst will zwei Dinge: Mitverdienen und als Ideengeber erkennbar sein.

So denken nicht alle, und so denkt nicht jeder immer. Man kann einem stolzen Erfinder oder Redenschreiber auch mit Geld das Maul stopfen. Es muss nur genug sein, dann schweigt er. Es gibt auch den Typus, dem die Reputation von vorne herein nicht wichtig ist. Aber in einer Welt, in der die Armen sexy bleiben und die Reichen uninteressant, muss man auf beides achten: Die Reputation macht den Marktwert, die Marke, ist immaterielles Ergebnis des Invests in sich selber, das die Lizenzeinnahmen von morgen ermöglicht. Denn nur von den Lizenzeinnahmen lebt man.

Ich habe den Zorn selbst erlebt über den, der sich mit einer Idee auf und davon machen will. Aber ich wusste Wege, ihn vom Pferd zu holen.

Aber der Kreative muss auch etwas anderes erkennen, was gerade typisch für unsere Zeit ist: Man muss Ideen teilen. Mitteilen. Das Wagnis, den Vogelkäfig zu öffnen, damit der Vogel die Welt kennen lernen und sich anreichert. Das Wagnis, dass er nicht zurückkommt, aber die Hoffnung, dass er etwas mitbringt.

Das Internet bietet beides: Wege der Verbreitung einer Idee. Aber auch Mittel, das Feedback der zugedachten Empfängergruppe zu testen und zu dokumentieren. In quantitativer Form als OK-Klicks unter einem Beitrag und in qualitativer Form als Kommentare und weitergehende Ideen unter einem Beitrag.

Auf diesem Weg sind ja die besten Werke entstanden. Ingenieursarbeit zum Beispiel ist immer Teamwork. Und zwar nicht nur von Ingenieuren unter denen man Tüftler braucht aber auch disziplinierte Konstrukteure. Man braucht auch die, die außerhalb des Labors leben und wissen, was die Leute gebrauchen können. Und man braucht die, die wissen, wie man eine Sache produziert und verkauft. Nicht gebrauchen kann man hingegen Manager, die sich als nacheilende Propheten entpuppen. Die hinterher erklären, warum es vorher klar war, dass etwas passieren würde.

Aber auch Musik ist ein gutes Beispiel. Es gibt Poeten, die Texte schreiben. Oder einer Melodie auf den Leib schreiben. Die "Meister der Kompression". Es gibt Musiker, die komponieren. Die beim Spielen neue Linien entdecken.. Bob Dylan hat Songs geschaffen, die andere erst popularisiert haben, indem sie für den richtigen Sound sorgten. Und so weiter. Die Bands, die neue Stilrichtungen geschaffen haben, sind nur selten reich damit geworden, sondern die, die das Neue popularisiert haben, indem sie es der Masse zugänglicher, also einfacher, machten. Dafür haben die Pioniere immer den Ruhm geernet, zumindest bei denen, die ihnen wichtig waren.

Ich glaube, das Urheberrechtsding im Internet will auch Fairness. Wer etwas hochlädt, will als Absender bekannt bleiben. Aber damit er als Absender relevant wird, muss er loslassen können und anderen erlauben, sein Ding weiterzuentwickeln. So schaffen alle gemeinsam etwas Großes, wozu sie allein nicht alle benötigten Fähigkeiten gehabt hätten. Der Lohn dafür muss dann fair aufgeteilt werden. Und dabei ist es nicht selten so, dass der Ideengeber verstehen muss, dass ohne ihn zwar nichts passiert wäre, er alleine es aber nie aus seiner Werkstatt heraus geschafft hätte. Der Verwerter im Vertrieb muss aber ebenfalls verstehen lernen, dass er loslassen muss, damit andere neue Möglichkeiten nutzen, um auch dieses Werk weiter zu entwickeln.

Irgendjemand, man weiß nicht mehr wer, dachte sich die Geschichte vom Aschenputtel aus. Die Brüder Grimm banden fremde Geschichten zu einem Buch, das sie im Lande verteilten. Aber erst Disney machte daraus eine weltweit erzählte Bildgeschichte Cinderella. Aber auch Disney muss zulassen, dass andere die Geschichte weiterentwickeln, und dabei neue Möglichkeiten des Netzes nutzen.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Mitmachpolitik im Web 2.0: Kanzlerin übernimmt Grünes Konzept

Zwar waren die Grünen in Berlin nicht in die Regierung gekommen, und im Nachhinein muss man froh sein. Denn so wie die sich öffentlich gefetzt haben wäre diese Koalition eh nicht weit gekommen. Aber eins muss ich auch im Nachhinein wirklich loben: Die Idee mit der Ideenplattform "Da müssen wir ran".


Hier konnte jeder auf einer Berlinkarte einen wunden Punkt markieren, sagen was ihn da stört und einen Vorschlag machen. Superidee. Ich hab mitgemacht: Die blöde Ampelschaltung, also die kurze Grünphase auf dem 17. Juni vor der Tiergartenbrücke. Hier hat man morgens 15 Sekunden grün, dann 2 Minuten rot. Über 800 Unterstützer bekam ich dafür. Und nicht nur das. Eine Grüne Politikerin meldete sich bei mir und brachte die Sache auf dem Bezirksamt zur Sprache. Und nicht nur das. Vom Verkehrsdezernten bekam ich die Antwort, dass man die Sache vor Ort geprüft habe. Und dass die Ursache für die blöde Ampelschaltung die dahinter liegende Ampelkreuzung und deren Rückstau und der Grünvorrang für die Fußgänger an der S-Bahn Brücke sei. So wurde mein Problem zwar nicht abgestellt, aber ich verstand die Ursache. Und das hilft oft auch schon, den Ärger zu reduzieren.

Es wäre Schade um die gute Idee dieser Plattform gewesen, wenn sie mit den Grünen auch wieder unter gegangen wäre. Aber jetzt die Bundeskanzlerin die Idee aufgegriffen und heute ihre neue Plattform "Dialog über Deutschland" veröffentlicht. In drei Kategorien kann hier jeder Fragen stellen und Vorschläge posten. Ist zwar immer irgendwie ungerecht, wenn Ideen kopiert werden. Aber sollte man eine gute Sache lassen oder ablehnen, nur weil sie von der anderen Seite gemacht wird? Ich meine: Nein. Und hab wieder mitgemacht. Mit einem Vorschlag für das Patentwesen:

Patentdatenbank als Social Bookmarking organisieren

Wenn Sie die Idee interessant oder gut finden, unterstützen sie mich doch :-)
Beschreibung steht: Link