Sonntag, 27. Juli 2014

Deutsche Bahn verliert Fahrgäste

Der Bahn geht's gut. Ihren Kunden nicht (Foto: Hauptbahnhof Berlin tief).


Die Halbjahreszahlen 2014:

  • EBIT wächst von 1,02 auf 1,1 Mrd EUR (+7%).
  • Umsatz wächst um 1,9% auf 19,7 Mrd EUR.
  • Pünktlichkeit: Fernverkehr 81%, Nahverkehr 96%. (Als Bahnbenutzer fragt man sich, wie solche Zahlen zustande kommen. Und eine Statistik der krassen Verspätungen >1h wäre interessant.)

Die Bahn spürt ein Mehr in der Kasse. Es ist der Güterverkehr, der die Bahn zieht. Fahrgäste aus ICE und IC wenden sich ab. Erfahrungen im Hochwasser, die nachlassenden Standards schlagen sich in den Zahlen wieder. Der Nahverkehr wächst indes. Und die Bahnbusse haben Konkurrenz bekommen.
Personenverkehr in Personenkilometer:

  • Fernverkehr: -2,8%
  • Nahverkehr: +1,3%
  • Bus: -1,5%
Am besten laufen LKW- und Schiffsfracht:
  • LKW: +3,6%
  • Schiff: +8,5%
  • Kontraktlogistik: +8,9%
Parallel gab Ulrich Homburg, Vorstand Personenverkehr, zu Protokoll dass er auf den rasenden Ansturm auf überfüllte Regionalzüge von Berlin an die Ostsee nicht reagieren werde. Es sei "unwirtschaftlich", die Kapazität an die stark wachsende Nachfrage anzupassen. Heißt im Umkehrschluss verkehrspolitisch: Berliner, die regelmässig an die Ostsee fahren, brauchen ein Auto.

Gestern gab der Berliner Senat bekannt, dass er die Bedienung des S-Bahn Rings doch nicht ausschreiben sondern direkt an die S-Bahn Berlin, Tochter der DB vergeben wird. Begründung: Die Ausschreibung sei zu spät um einem neuen Anbieter ausreichend Vorbereitungszeit für den Betrieb zu geben. Verschleppt hatte diesen Termin Klaus Wowereit. Ich hoffe, die EU Kommission wird sich dieser Sache annehmen. 

Übrigens genau so wie den Fall des Fernbahnanbieters HKX. Der hatte seine Pläne für eine Verbindung Bahnhof Zoo - Hamburg begraben, nachdem Grube ihm seine Trassen- und Bahnhofspreise genannt hatte. Parallel richtete Grube eine "Interregio"-Verbindung Berlin Hamburg ein. 

Fußnote: Antje Neubauer (früher Dr. Antje Lüssenhopp) hat einen "Green Publishing" Award für eine Ausgabe ihres Bahnmagazins "mobil" gewonnen. Das "Green" bezieht sich dabei nicht auf die Bahn, sondern das Recyclingpapier, auf das die mobil gedruckt wird. Das Green bei der Bahn dagegen errechnet sich aus den Personenkilometern pro Kilowattstunden und profitiert genau so wie das EBIT von den chronischen Überbelegungen der DB-Reisezüge.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Weltmeisterland

"Wir begrüßen Sie im IC nach Köln quer durch's Weltmeisterland." Und in der Tat, ein bisschen schwebten wir schon über den Dingen. Am Hauptbahnhof übermüdete Fanmeilenheimkehrer, sommerlicher Ausnahmezustand. Das war aber auch eine Erlösung, als Götze kurz vor Ende der Verlängerung die Flanke von Schürrle annahm und volley mit links reinmachte.

Das passiert alle zwanzig Jahre. Das heißt, beim nächsten Mal habe ich schon die Rente vor Augen..

Nach dem ersten Spieltag der Vorrunde hatte ich auf Holland getippt. Die Erwartungen an unsere Mannschaft hatten ja Löw und Bierhoff höchstselbst herunter gemanagt. Deshalb sollte im Nachhinein auch niemand gescholten werden, der nicht auf Deutschland getippt hatte. Löw hatte dies selbst nicht.

Ein Gewinn abseits des Platzes war für mich Mehmet Scholl. Von ihm habe ich wirklich etwas über Fußball und Spieler gelernt. Mehr denn je schaue ich Spielszenen über die "Taktikkamera", also was man früher "Totale" nannte.

Und dann in Berlin dieser Empfang am Dienstag! Bombastisch. Ich bekam es live mit, über SMSen. Deutsche Arbeitsteilung: Der Südwesten leistet, Berlin feiert.

Aber Berlin wäre nicht Berlin, wenn es nicht auch an einer stolzen Feier noch was rumzumäkeln gäbe: Über #Gauchogate muss man nichts sagen. Es sagt mehr über die Erfinder dieses Wortes aus, als über irgendjemand anderen.

Sonntag, 13. Juli 2014

Berlin, Hauptstadt eines verschnarchten Europas

Wendezeit - ohne uns

Mein iPad piept im Minutenrhythmus. Die App "Red Alert" pusht eine Warnmeldung, sobald eine Hamasrakete Kurs auf eine israelische Stadt nimmt. Wieder einmal wird Geschichte gemacht, und Europa kapiert sie nicht. In Irak und Syrien entsteht eine neue Diktatur. Sie wird ihre Auslegung des Koran zu ihrer Doktrin machen, nach den Ölvorräten des Irak greifen - allerdings zu dumm sein, diese zu verwerten. Denn sie ruft die ungebildeten, frustrierten männlichen Jungfrauen unter den Muslimen zu sich. Ihr Gründungsmythos sind die Hamas Raketen auf den einzigen demokratischen, zivilisierten Staat im nahen Osten: Israel.

Und was sagt die "Wertegemeinschaft" EU dazu? Immerhin hat sie die Hamasraketen mitfinanziert.  Die EU appelliert. Nicht an den Aggressor, sondern sein  Opfer. Jetzt bitte nicht "überreagieren", Israel. Nein, Israel, halte den vollbärtigen Frauenschändern auch noch die linke Wange hin. Frank-Walter Steinmeier wird in der Zwischenzeit für Gespräche "miteinander" sorgen, denn das "miteinander" palavern, Israel, das ist es, was den EU-Regierungen immer ganz besonders am Herzen liegt. Palavern ohne Ergebnis, das ist es was die EU Elite am besten kann.

Europa weiß nichts. Europa schafft es weder, ordnend einzugreifen, noch sich von den Aggressoren und ihren Ölfässern unabhängig zu machen. Es schaltet seine Atomkraftwerke ab und subventioniert Milliarden in chinesische Solarzellenschrauber, die zuvor deutsche Patente analysiert und nachgebaut haben.

Wirtschaftsförderung

In den "Lenkungskreisen" unserer Institutionen in Politik und Wirtschaft sitzen Leute, die dort, wo früher Tüftler und Überzeugungstäter agierten, Zuflucht vor der rauhen freien Marktwirtschaft gesucht haben. Menschen mit Planungssicherheit und einem Abschluss in "Administration". Die von nichts wissen, wie man es anschiebt, aber auf alles Rollende ihr Etikett für die Abrechnung ihres Bonus kleben. Die "Berlin-Partner", eine Art Kinderhort für Politiker- und Verwaltungssprößlinge, zählt allein 200 Köpfe,

Elektrotechnik

Ein Edison, Bosch oder Daimler oder auch Porsche hätte heute in seinem Konzern keine Chance mehr. Denn was Du brauchst um etwas neues zu schaffen, ist die Möglichkeit, es sofort auszuprobieren. Du brauchst ein Haus in der Stadt, wo unten oder im Hof die Werkstatt liegt und Deine Wohnung darüber. Fällt Dir beim Abendessen ein, wie Du den Elektromotor wickeln musst, kannst Du sofort in die Werkstatt laufen und es ausprobieren. Ohne Bestellanforderung, Terminplanung, Budgetantrag usw.. Schräg rechts gegenüber wohnt und arbeitet der technische Zeichner und links um die Ecke der Ankerwickler. Gleich morgen früh besprichst Du mit beiden Deinen neuen Plan.

So war es. In Berlin, in Stuttgart und Umgebung und im Ruhrgebiet. Heute hast Du da Wirtschaftsförderer, Stadträte und Senatoren die sich den ganzen Tag neue Knüppel ausdenken, die sie Dir zwischen die Beine werfen. Know-how haben sie auch: Das Spezialwissen über die hunderttausend Gesetze und Verordnungen, die Du beim Gründen beachten musst. Den Zeitungen erzählen sie, sie fördern Existenzgründer und Ansiedler. Echte Existenzgründer werden Dir aber erzählen, dass Du gar nicht erst anfangen solltest, wenn Du diese Herrschaften wirklich benötigen solltest. Aber Vorsicht: Solltest Du Deinen Wagen tatsächlich zum Anspringen kriegen, stehen sie morgen auf der Matte und wollen Feedback für ihre Reports an den Senator.

Unser aller tiefsitzender Jobfrust -auch wenn es mal gut läuft- hat mit dieser Unfreiheit zu tun, sich keinen Millimeter mehr vor- oder rückwärts bewegen zu können, ohne dafür eine Genehmigung zu brauchen. Und in Unwissenheit über die Zusammenhänge gehalten zu werden. Und die Mittelmäßigkeit all dieser Administrationsexperten.

Software

Das Softwaregeschäft gehört zu den wenigen Branchen, in denen man auch heute noch einfach selbst etwas ausprobieren kann. Ich glaube, deshalb ist es beim Nachwuchs so populär. Alle anderen Zugänge haben wir ihnen verschüttet. Die jungen Leute flüchten weniger in virtuelle Scheinwelten und Oberflächlichkeiten sondern in den einzigen Raum, zu denen ihre Elterngeneration keinen Zugang hat. Sie weiß intuitiv, wie wichtig es ist, selbst etwas zum Laufen zu kriegen.

Mode

Die Herausgeberin der deutschen "Vogue" beklagte diese Woche in der RBB Abendschau die Unfähigkeit und das Desinteresse des Wowereit Senates, die eigene Modebranche zu einem Geschäft weiterzuentwickeln. Das fange mit einer Terminplanung an, die sich in Konkurrenz zu den großen Modeschauen lege. Die "Bread and Butter"-Winterausgabe verlässt nun Berlin Richtung Barcelona. Antwort von Kathrin Lompscher, stadt"entwicklungs"politische Sprecherin der Linkspartei: "Es wäre gut, wenn die Bread-and-butter das Tempelhofer Flughafengebäude dann komplett verlassen würde." Wer es nicht glaubt: Abendschau gucken: Link
Symbolisch auch, dass die Fashionweek in diesem in ein Rotlichtmilljöh Jahr umziehen musste. Die Straße des 17. Juni ist dieses Jahr für die Pommes- und Bierbuden der Fanmeile reserviert. Wowereit lässt grüßen.

In einigen Jahren wird ein neuer Stefan Zweig mal aufschreiben, was unsere Epoche in Europa gekennzeichnet hat. Erleben tun wir diese "Welt von gestern" aber jetzt.

Dienstag, 8. Juli 2014

Elbbrücke bei Hämerten

Viele Pendler kreuzen sie zweimal täglich. Vor einem Jahr war sie Schauplatz des Hochwassers. Am Sonntag habe ich sie für ein paar Fotos besucht. Man kommt gang gut heran: Die Bundesstraße Richtung Tangermünde. Von Osten kommend kommt man über die ebenfalls sehenswerte Elbbrücke, die einer blauweißen Himmelsleiter gleicht. Rechts und links ist die Fahrbahn von weißen Planken eingefasst. Als ich drüber fuhr, hatte ich meine Olympus leider schon verpackt..

PS: Der Pegel der Elbe war sehr niedrig..










Montag, 7. Juli 2014

Verleger, stoppt das amazon Bashing!

Die Kampagne einiger Zeitungen bzw. Verlage gegen amazon.com geht weiter. amazon "untergräbt", "monopolisiert" und "missbraucht" usw. 

amazon will den Buchhandel auf ebooks umstellen und die Autoren direkt -ohne Verleger- an sich binden. Der technische Fortschritt bedroht die klassische Literaturwertschöpfungskette. Und dagegen laufen die Bedrohten Sturm.

Das Neue an dem von FAZ und anderen kritisierten technischen Wandel ist, dass er diesmal sie bedroht. Als der digitale Wandel Arbeitsplätze in der Industrie bedrohte, Produktion und Verwaltung, da war das für die Redakteure und Verleger unabdingbar. Wer dagegen war, war technikfeindlich, wenn nicht sozialistisch. Ich müsste mal ins Archiv gehen und nachschauen, was Frank Schirrmacher damals zum Thema Fabrikautomatisierung geschrieben hat.

Apropos technikfeindlich. Als die erste Internetwelle Ende der Neunziger die Börsen erreichte, waren es wiederum die gleichen Zeitungen, die uns erklärten, warum das Internet und mit ihnen amazon, ebay und Co. "überbewertet" seien. Sie verstanden den Aufbruch der anderen also nicht. Und sie reagierten nicht. Sie probierten ein bisschen oder fuhren ins Silicon Valley (Kai Dieckmann), um ein paar Ideen zu klauen. Zurück in Berlin spielen sie sozusagen Web20-Luftgitarre. Das wirkt albern und unbeholfen, bedroht aber nur sie selbst.

Jetzt kommen sie übers Feuilleton und nennen sich selbst "Kulturschaffende". Soll heißen: Anspruch auf Sonderbehandlung. Am liebsten Gesetze gegen den technischen Fortschritt. Oder einen amazon-Pfennig auf jeden e-book Reader? 

Nein, die Kulturschaffenden sollten nachdenken. Wie halten sie ihre Papierbuchkunden? Welchen Nutzen bringen sie künftig Autoren? Wie machen sie ihren Wertbeitrag den Autoren und Lesern sichtbar? Ich bin sicher, es wird ihnen etwas einfallen. 

Donnerstag, 3. Juli 2014

Halbfinale Deutschland - Frankreich WM '82

Vor dem morgigen WM-Viertelfinale gegen Frankreich: Eines der Spiele, die ich nie vergessen werde. Deutschland lag schon 1-3 hinten und kam noch mal zurück. Dann Elfmeterschießen. Stieleke verschießt, Schuhmacher hält 2x.

Technisch interessant: Torschüsse mit dem Außenrist waren in. Es war die Zeit der Kunstschützen.